April 2010 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Trauer, Umkehr und Hoffnung
Die katholische Kirche in Deutschland durchläuft ein gespenstisches Krisenszenario. Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch hat zu lange geschwiegen. Der deutsche Papst – jetzt genau fünf Jahre auf dem Stuhl Petri – schweigt bis jetzt zur Krise in Deutschland. Beide müssen sich mittlerweile sogar fragen lassen, ob sie selbst früher verantwortlich gehandelt haben. Auf der anderen Seite ein aktionistischer Wettbewerb unter den Bischöfen, wer jetzt wie am besten aufklärt. Doch die vom Jesuitenpater Mertes gestellte Systemfrage „Warum ist dies alles passiert und warum konnte es so lange geheim bleiben?“ wird vom Papst und von den Bischöfen immer noch ignoriert.
Vor 400 Jahren – und das gibt mir Hoffnung – war es übrigens auch ein Jesuit, Friedrich Spee von Langenfeld, der das inquisitorische System von Folter und Hexenverbrennungen in der katholischen Kirche als widerchristlich anklagte und damit sein Ende einleitete. Ein solcher Umkehrprozess ist auch heute unabdingbar, damit die christliche Botschaft nicht weiter verdunkelt wird.
In diesen in jeder Hinsicht stürmischen Zeiten bekommt das Leitwort „Damit ihr Hoffnung habt“ des 2. Ökumenischen Kirchentags vom 12. bis 16. Mai 2010 in München, an dem sich auch Wir sind Kirche intensiv beteiligt, eine ganz neue Bedeutung. Aber wir stehen erst am Anfang dieses schmerzhaften und langwierigen Umkehrprozesses.
Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 10.04.2010