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Veröffentlicht am 10­.05.2010

Mai 2010 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

"Gebt ihr ihnen zu essen"

Gedächtnismahl "Gebt ihr ihnen zu essen", von Laien geleitete, ökumenische Mahlfeier nach dem Evangelium von der Speisung der Vielen (Mt 14,13- 21 ) beim Ökumenischen Kirchentag in München

Die Gethsemane Gottesdienste mit gegenseitiger Gastfreundschaft beim ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 waren gut und richtig. Zahlreiche Rückmeldungen machten deutlich, wie dicht, wie ernsthaft, wie beglückt diese Gottesdienste erlebt wurden und eine der Standardfragen z.B. bei unseren Ständen auf Kirchen- und Katholikentagen war: Macht ihr wieder solche Gottesdienste wie in Berlin? Aber auch der Preis, den zwei Preister dafür gezahlt haben, war hoch: Der eine wurde suspendiert und blieb es, der andere durfte nach einigen Jahren seinen Dienst wieder aufnehmen. Das Modell eucharistische Gastfreundschaft wurde nicht verstanden, die offene Einladung in aller Öffentlichkeit wurde zum Problem und zum Ärgernis hochstilisiert.

Sollten wir als KirchenVolksBewegung also wirklich wieder einen „Opfergottesdienst" anstreben? Oder galt es andere Perspektiven zu entwickeln in einer zunehmend priesterzentrierten Kirche, der es insbesondere an Priestern mangelt? Jesus hat ja nicht nur mit seinen engsten Freunden und Freundinnen ein letztes Mahl gehalten, er sich viele Male mit Sünderinnen und Sündern, mit Männern, Frauen und Kindern zusammen an einen Tisch gesetzt. Eine zentrale Position in allen 4 Evangelien haben die Erzählungen von den Brotvermehrungen, z.B. bei der Speisung der fünftausend. „Gebt ihr ihnen zu essen" hat er zu seinen Jüngern und Jüngerinnen gesagt und 5 Brote und 2 Fische gesegnet. - Am Ende ist soviel da, dass auch für andere, die nicht dabei sind, etwas übrig bleibt. 12 Körbe. 12 Körbe für die zwölf Stämme Israels, um sie satt zu machen. Zwölf ist die Zahl des von Gott begründeten himmlischen Jerusalem. 12 Apostel sandte Jesus aus, die seine Kirche begründeten. Das Wunder der Brotvermehrung ruft uns auf Kirche zu sein, die berufen ist, zu danken, das Brot zu brechen, zu teilen und weiterzugeben. Der Auftrag gilt bis heute, es ist ein Auftrag an uns alle. Wenn wir Heute gemeinsam an diese Speisung der 5000 anknüpfen, dann erinnern wir uns zum einen daran, dass Jesus für uns zum Brot wird, für alle Menschen, aber auch daran, dass er uns den Auftrag gegeben hat selbst zum Brot für andere zu werden.

Sigrid Grabnzeier
Wir sind Kirche Deutschland - www. wir-sind-kirche. de

Zuletzt geändert am 18­.07.2010