November 2010 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Redet nicht zu uns, sondern mit uns!
Das war auf einem der Transparente bei der Mahnwache der Gruppe „Kirche in Bewegung“ aus Hammelburg bei der Bischofskonferenz im Herbst in Fulda zu lesen. Treffender hätte der Satz wohl kaum ausfallen können. Denn am nächsten Tag verkündete der Vorsitzende der DBK Erzbischof Zollitsch in der abschließenden Pressekonferenz eine „Dialoginitiative“. Auf Ebene der Diözesen solle es einen „strukturierten Dialog über Glaubensfragen und auch über gesellschaftliche Themen“ geben. Im Lauf der kommenden zwei Jahre sollten die Ergebnisse dann auf Ebene der Bischofskonferenz zusammengetragen werden.
Da sollte, möchte man meinen, doch Freude aufkommen über soviel Weisheit. Ich konnte mich jedoch über dieses Angebot, so gut es auch gemeint sein sollte, nicht wirklich freuen. Zu gut kann ich mich noch an all die Pastoralforen in deutschen Bistümern vor 10 bis 20 Jahren erinnern, Da kamen engagierte Frauen und Männer aus allen kirchlichen Ebenen zusammen und berieten mit einem ungeheuerem Einsatz und viel Kompetenz, wie es mit unserer Kirche weitergehen sollte. Sie formulierten und verabschiedeten Voten, in denen Sie einen geschwisterlichen Umgang in der Kirche, eine Menschen zugewandte Sprache, eucharistische Gastfreundschaft, die Vorbildfunktion der Bischöfe und Priester, die verantwortliche Mitwirkung des Kirchenvolks am Leitungsdienst oder die Abschaffung von überkommenen Ehrentiteln und übermäßig prunkvoller liturgischer Kleidung anmahnten. Natürlich waren da auch die Einführung des Diakonats der Frau oder die Zulassung der Priester zum Sakrament der Ehe, was immer kategorisch als weltkirchliches Problem abgeschmettert wurde. Aber wurde auf das gehört was an Möglichem gefordert wurde? Kaum, eher im Gegenteil.
Wenn die Bischöfe nun mit dem Kirchenvolk reden wollen, dann sollen wir uns dem nicht verweigern. Wenn es aber ein Dialog werden soll, dann müssen sich die Partner auf Augenhöhe begegnen. Das wird schwierig werden. Viele von den damaligen Überzeugten und Engagierten haben beim Abschied leise „Servus“ gesagt. Einige sind geblieben. Und dann sind da auch wieder neue Überzeugte und Engagierte gekommen. Die sagen „Redet mit uns nicht zu uns“. Bischöfe, nehmt das ernst!
Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland – www.wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 26.06.2011