18.12.2010 - Berliner Umschau
Zeitung: Zahl der Kirchenaustritte steigt beachtlich
Vor allem in den Monaten März, April und Mai entschieden sich die Menschen zum Verlassen der Kirche, als sich das Ausmaß des Missbrauchsskandals zeigte. Die offiziellen Zahlen liegen erst in einigen Monaten vor. Das Bistum Würzburg verzeichnete bis Oktober 5.484 Austritte gegenüber 3.788 im Jahr 2009. Das Erzbistum Berlin, wo der erste große Skandal am Jesuiten-Gymnasium Canisius-Kolleg bekannt wurde, verlor bisher 4.800 Kirchenmitglieder, 2009 waren es 4.700 Austritte. Das Erzbistum Hamburg meldete bis Ende November 4.437 Kirchenaustritte. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 3.689. Das Erzbistum Köln hingegen, wo es einen Missbrauchsskandal am Aloisius-Kolleg in Bonn gab, nannte keine Zahlen. Auch das Bistum Regensburg mit seinen Domspatzen nicht. Die Stadt Regensburg meldete bis September 768 Austritte, im Vorjahreszeitraum waren es 517. Die Bewegung "Wir sind Kirche" warf den Bischöfen vor, die Krise auszusitzen. Nötig sei ein offener Dialog über die strittigen Themen der Kirche, dies werde aber 2011, im Jahr des Papstbesuchs in Deutschland, kaum möglich sein, sagte Sprecher Christian Weisner der "Frankfurter Rundschau". Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Karin Kortmann, nannte die Entwicklung bei den Austrittszahlen "außerordentlich bedauerlich". Die Kirche müsse dringend an einer "neuen Vertrauenskultur" arbeiten.
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Zuletzt geändert am 18.12.2010