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Veröffentlicht am 05­.04.2011

April 2011 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Eine erschreckende Bilanz

Um 64 Prozent ist in Österreich die Zahl der Kirchenaustritte 2010 gegenüber dem Vorjahr angestiegen. In den bayerischen Bistümern waren es im vergangenen Jahre „nur“ knapp 50 Prozent. Rechnet man die von sechs der sieben bayerischen Bistümer vorliegenden Werte auf alle 27 deutschen Bistümer hoch, würde die Zahl der Kirchenaustritte in ganz Deutschland – trotz der im vergangenen Jahr überall aufgedeckten Missbrauchsskandale – unter den für das Jahr 2010 schon befürchteten 200.000 bleiben. Doch für eine Entwarnung gibt es keinen Anlass:

Während es 1990 noch 28,2 Mio. KatholikInnen in Deutschland gab, ist diese Zahl in den letzten 21 Jahren um 3,7 Mio. gesunken; dieser Rückgang entspricht der Hälfte der KatholikInnen des großen weithin katholischen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Fast 2,8 Mio. KatholikInnen (das ist der Zahl der KatholikInnen von Rheinland-Pfalz und des katholischen Saarlandes zusammen) sind in diesen 21 Jahren aus der röm.-kath. Kirche ausgetreten oder – aber das ist nur ein kleiner Teil – in eine andere Kirche übergetreten.

Die Zahl der Taufen ging in den letzten zehn Jahren fast um ein Viertel zurück, deutlich stärker als die Zahl der Geburten. Eintritte und Wiederaufnahmen spielen, anders als von manchen Kirchenoberen immer betont, quantitativ nur eine geringe Bedeutung.

Ein Blick auf die Zahl der jährlichen Kirchenaustritte lässt zwei bemerkenswerte Schlüsse zu: Seit dem Jahr 1995, dem Jahr der KirchenVolksBegehren in Österreich und Deutschland, liegen die Austrittszahlen ziemlich konstant um ein Viertel unter dem Durchschnittswert der Jahre davor. Eine nochmals deutliche Verringerung gab es dann 2005, dem Jahr der Wahl von Joseph Ratzinger zum Papst. Doch dieser „Papstbonus“ hat nur drei Jahre angedauert.

Wie schlecht es um das Ansehen der katholischen Kirche in Deutschland steht, zeigt eine aktuelle Forsa-Studie. Innerhalb eines Jahres sank der Anteil der befragten Deutschen, die „großes Vertrauen“ zum Papst haben, von 38 Prozent auf 29 Prozent; die Vertrauenswürdigkeit der Kirche ging sogar von 29 Prozent auf 21 Prozent zurück. Dass selbst von den katholischen Befragten nur 52 Prozent dem Papst und sogar nur 45 Prozent der Kirche vertrauen, sind verheerende Werte für eine Gemeinschaft, die so auf Glaubwürdigkeit pocht und angewiesen ist.

Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 05­.04.2011