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Veröffentlicht am 10­.06.2011

Juni 2011 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Alternativlos! Ökumene

Ein Ereignis, das zum Nachdenken anregen sollte: Der 40. Jahrestag des Augsburger Pfingsttreffens 1971 fällt genau in die Tage des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentages vom 1. bis 5. Juni 2011 in Dresden. Damals, kurz nach dem Konzil, gab es viele Hoffnungen für die Ökumene, bis hin zur baldigen Mahlgemeinschaft unter allen Christinnen und Christen. Aber mehr als dreißig Jahre hat es dann gedauert, bis überhaupt der 1. Ökumenische Kirchentag 2003 in Berlin stattfinden konnte. In der dort unterzeichneten „Charta Oecumenica“ hat sich übrigens auch die römisch-katholische Kirche verpflichtet, dem Ziel der eucharistischen Gemeinschaft entgegenzugehen.

Sicher, in den vergangenen Jahrzehnten ist, vor allem an der Kirchenbasis, sehr viel in der Ökumene erreicht worden und selbstverständlich geworden. Aber in zentralen Fragen ist immer noch Stillstand. Bischöfliche Worte gegen gemeinsame Mahlfeiern überzeugen da theologisch und pastoral schon lange nicht mehr. Die Vertröstungen und Geduldsappelle der Kirchenleitungen sogar auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München enttäuschen und verärgern das Kirchenvolk immer stärker. Für den aufgeklärten Zeitgenossen nicht nachvollziehbar war die jüngste Attacke des für die Ökumene in Deutschland verantwortlichen Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller, der eine Distanzierung der Protestanten von Martins Luther Äußerung vor fast 500 Jahren forderte, wonach der Papst den Antichristen verkörpere.

Papst Benedikt dagegen hat sich bei seinem Deutschlandbesuch in diesem Herbst sogar mehr Zeit für das Gespräch mit der Evangelischen Kirche gewünscht. Doch die Christinnen und Christen und auch die nichtkirchliche Öffentlichkeit erwarten mehr als theoretische Klärungsversuche unterschiedlicher Verständnisse von Kirche, Amt und Abendmahl. „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen“, heißt es bei Matthäus. Wird also wenigstens die eucharistische Gemeinschaft für konfessionsverschiedene Ehepaare bald offiziell auch in Deutschland erlaubt? Andernorts ist sie es ja schon.

Wenn wir dem Auftrag Jesu gerecht werden wollen, gibt es keine Alternative zu einer lebendigen, wachsenden Ökumene. Und deshalb lautet der Titel einer von Wir sind Kirche mitgestalteten großen Veranstaltung auf dem Dresdner Kirchentag „Alternativlos! Ökumene“.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 28­.05.2011