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Veröffentlicht am 30­.12.2011

30.12.2011 - www.greenpeace-magazin.de / DPA

Mannheimer Katholikentag soll Gräben überwinden

Von Ingo Senft-Werner und Jürgen Ruf, dpa

Freiburg/Mannheim (dpa) - Das Motto des Katholikentages klingt wie eine Selbstbeschwörung: «Einen neuen Aufbruch wagen.» Vom 16. bis 20. Mai soll in Mannheim der Funke überspringen, nachdem der Papstbesuch im Herbst diese Hoffnung nicht erfüllt hat. Zwischen 25 000 und 30 000 Dauergäste erwartet Geschäftsführer Martin Stauch - hinzu sollen Tausende Tagesbesucher kommen. «Der Katholikentag ist immer ein Trendmesser für die Anziehungskraft der Kirche.»

Gastgeber Robert Zollitsch will den Reformprozess vorantreiben. Der Freiburger Erzbischof setzt auf offene Gespräche auch zu den umstrittenen Themen Frauen im Priesteramt und Abendmahl für wiederverheiratete Geschiedene. Allerdings sind sich alle Beteiligten bewusst, dass sie an der harten Haltung des Vatikans in diesen Fragen kaum etwas ändern können.

«Wir wünschen uns lebendige Diskussionen und ein Treffen im Geiste einer dialogbereiten Kirche», gibt Zollitsch trotzig als Motto aus. So ist auf dem Kirchentag eine Bühne geplant, auf der jedermann offen über alles sprechen kann. Und es wird ein Dialog-Café eingerichtet. Allerdings soll es schon erste Querelen bei der Organisation einer Veranstaltung über die Zulassung von Frauen zum Diakonenamt gegeben haben.

Für Christian Weisner von der Basisbewegung «Wir sind Kirche» ist der Katholikentag weit mehr als ein Trendmesser: «Er ist die Nagelprobe, ob sich die deutschen Bischof wirklich auf eine Debatte einlassen.» Nach dem enttäuschenden Papstbesuch schwankten viele Katholiken zwischen Depression und Aufbegehren. «Wir sehen vielerorts eine "Spiritualität des Trotzdem"», sagt Weisner. «Die Menschen nutzen die Zwischenräume, die ihnen die Amtskirche lässt.»

Manche Katholiken befürchten, der Kirchentag könnte die Gräben zwischen den unterschiedlichen Strömungen vertiefen. So meidet etwa die einflussreiche konservative Gruppe «Forum Deutscher Katholiken» um die Bischöfe Heinz Josef Algermissen, Joachim Meisner und Gerhard Ludwig Müller die Großveranstaltung. «Damit fehlt eine wichtige Stimme in der Auseinandersetzung», bedauert Weisner. Und Stauch erneuert seine Einladung in diese Richtung: «Wir verweigern niemandem das Wort.»

Jenseits der innerkatholischen Fragen hofft der evangelische Bischof in Baden, Ulrich Fischer, auf Fortschritte in der Ökumene. Der Weg sei nach dem Papstbesuch steiniger geworden. «Wir hätten und mehr Ermutigung gewünscht», sagt Fischer, der auf dem Katholikentag mehrfach auftreten wird. Er flüchtet sich in die diplomatische Sicht: «Der Papst hat aber auch nichts gesagt, was uns die Arbeit schwerer macht.»

Hierin trifft er sich mit Zollitsch. «Wir wollen die Menschen einladen, gemeinsam den Weg nach vorne zu gehen, und dürfen nicht ständig nur darauf schauen, welche Probleme wir innerkirchlich zu lösen haben», sagt der Erzbischof. Er kämpft weiter für den Dialogprozess, bei dem ihm nicht alle seine Kollegen folgen wollen.

Martin Stauch setzt auf die Jugend: «In den vergangenen Jahren waren immer 40 Prozent der Besucher unter 30 Jahren. Das ist ein enorm guter Wert.» Von ihnen erhofft er sich Anstöße, nicht nur bei den umstrittenen innerkirchlichen Problemfeldern, sondern auch bei politischen Themen wie Entwicklungshilfe und Umweltschutz.

Weisner hofft, dass die Kirche in Mannheim aus ihrem Elfenbeinturm herauskommt. «Der Kirchentag muss vermitteln, nicht nur zwischen den kirchlichen Strömungen, sondern auch zwischen den Christen und der Welt.» Er setzt auf eine ehrliche Debatte ohne Untertöne. «Was wir auf keinen Fall wollen, ist eine antirömische Bewegung.»

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Zuletzt geändert am 31­.12.2011