Juni 2012 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Mut zum Aufbruch, jetzt!
Das veranstaltende Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) wollte zum Aufbruch in Kirche und in Gesellschaft ermutigen und hat dies in vielen der 1.200 Podien, Workshops und Gottesdiensten sicher auch erreicht. Doch wo es um innerkirchliche Reformen gehen sollte, hatten die Bischöfe schon im Vorfeld enge Zügel angelegt. Der von den deutschen Bischöfen versprochene „Dialogprozess“ ist schon lange zu einem kontrollierten und unverbindlichen „Gesprächsprozess“ herabgestuft worden.
So war es nur folgerichtig, dass die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche gemeinsam mit anderen Reformgruppen ein alternatives Zentrum organisiert hatte, das überwältigenden Zuspruch fand. Nur dort konnten Eugen Drewermann, der homosexuelle Theologe David Berger, die Priesterin Ida Raming und Pfarrer Helmut Schüller von der österreichischen Pfarrer-Initiative ohne Zensur von oben zu Wort kommen.
Ansonsten war das Zentrum der Reformgruppen in der evangelischen Johanniskirche eng mit dem „offiziellen“ Katholikentag vernetzt, sowohl was die Besetzung der Podien (bis in die Spitze des ZdK) als auch das Publikum betrifft. Denn auch auf dem „offiziellen“ Katholikentag war der Ruf nach Reformen so drängend spürbar wie nie zuvor. Bischöfe, die um den heißen Brei der Kirchenleitungskrise herumredeten und nur vertröstende Worte fanden, wurden ausgebuht.
Das Zeitfenster, wo noch ein gemeinsamer Aufbruch von Bischöfen und Kirchenvolk gelingen kann, wird immer kleiner. Denn, so denken viele an der Basis, was nützt das Reden, wenn andere das Sagen haben. Wann finden endlich einige Hirten den Mut zu einer Bischofs-Initiative, so wie es ihnen die Pfarrer vorgemacht haben?
Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 21.05.2012