22. Oktober 2012 - Frankfurter Rundschau
Für eine Kirche der Armen
Von Katharina Sperber
Mit einer Erklärung haben rund 500 reformhungrige Katholiken am Sonntagnachmittag ihre Versammlung in Frankfurt beendet. Darin plädieren sie für eine andere Kirche als die hierarchisch organisierte katholische Amtskirche. Der Kongress habe gezeigt, dass es viele christliche Gruppen und Initiativen gebe, die „konkrete Schritte tun, um in unsererWelt ein menschenwürdiges und naturverträgliches Leben für alle zu ermöglichen“, steht in der Erklärung. Diese Gruppen widersetzten sich „einem Denken und Handeln in Politik und Wirtschaft, das uns weismachen will, es gebe keine Alternativen zur kapitalistischenWeltordnung“. Eine „andere Kirche“ sei eine, die alle Geschlechter und Lebensformen gleichstelle, „Partizipation und Dialog sowie radikale Demokratie und tiefe Schöpfungsverbundenheit“ verwirkliche.
Der Kongress war am Donnerstagabend mit fast 1000 Zuhörern in der Paulskirche eröffnet worden. Bis zum Sonntag erinnerten sich die 500 Teilnehmer in vielen Workshops und Aktionen an das II. Vatikanische Konzil vor 50 Jahre. Damals habe sich die Kirche auf denWeg in eine moderne, plurale Gesellschaft gemacht und den Klerikalismus in den eigenen Reihen überwinden wollen. Diese Ziele seien bis heute nicht erfüllt, deswegen, so die Versammlung in Frankfurt, müssten die Basis- und Reformgruppen „die Glut des konziliaren Aufbruchfeuers neu entfachen“.
In den kommenden drei Jahren wollen die Reformer mit weiteren Aktionen und Treffen den Reformprozess weiterentwickeln und erreichen, dass die Kirche – wie vor 50 Jahren vomdamaligen Papst postuliert – „eine Kirche der Armen“ wird.
Zuletzt geändert am 23.10.2012