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Veröffentlicht am 10­.11.2012

November 2012 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Nichts als leere Worte?

„Jedes Jahr im Herbst, wenn unsere Vollversammlung hier in Fulda stattfindet, beginnen unsere Beratungen mit dem Gebet am Grab des Hl. Bonifatius. Dazu steigen alle Bischöfe hinab in die Krypta des Domes. Diese Schritte sind für mich jedes Mal wie eine Berührung mit dem Anfang der Kirche in unserem Land.“ - Mit diesen Worten begann die Predigt des Limburger Bischofs in der Abschlusspredigt der Deutschen Bischofskonferenz. Wie Bonifatius verglich er die Kirche mit einem Schiff in stürmischer See, die heute dem Gegenwind verleumderischer Hysterie trotzen muss, die Gefahr läuft, verlassen zu werden und ohne Steuermann zu treiben.

Ich habe mich während der Predigt beständig unwohl gefühlt. Sei es weil ich auch zum Grab des Bonifatius hinuntergestiegen bin und keinerlei Berührung empfunden hatte, sei es, weil ich den Worthülsenbrei einfach nicht ertragen konnte oder sei es, weil ich dieses Lamentieren über Menschen, die sich von dieser Kirche, wie sie sich bei der Bischofskonferenz präsentiert, abwenden, satt habe. „Wer geht, fehlt, wenn es darum gehen muss, unserem Glauben wieder ein lebendiges Gesicht zu geben. Diese innere Stärke, zu bleiben, wo andere gehen, zeichnet wahre Jüngerschaft aus.“

Vor dem Hintergrund des letzten Dekretes der Bischofskonferenz zum Kirchenaustritt erschienen mir diese Worte wie der reine Hohn. In diesem Dekret wurde uns deutlich gemacht, worum es in Deutschland wirklich geht: Pay, pray and obey. Zahle, bete und gehorche! In diesem Text heißt es zwar: „Die Erklärung des Kirchenaustritts erfüllt die Kirche mit Sorge und bewegt sie, der Person, die ihren Austritt erklärt hat, mit pastoraler Hinwendung nachzugehen.“ Diese pastorale Sorge beschränkt sich dann darauf, dass der zuständige Priester einen vorformulierten Brief schicken soll, in dem der ausgetretenen Person die Rechtsfolgen, die denen einer Exkommunikation gleichkommen, wie ein großer nasser Lappen um die Ohren geschlagen werden.

„Nur wo Gott beim Namen genannt wird, können auch die Wunden der Kirche so ausgesprochen werden, dass Heilung in Gang kommt.“ sagte der Limburger Bischof noch. Im Dekret kommt Gott nicht vor – das mag noch nicht verwundern - doch im pastoralen Schreiben auch nicht. Aber Gott hat ja mit der Kirchensteuer auch nichts zu tun!

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 15­.11.2012