4.12.2012 - Stuttgarter Zeitung
Portal radikaler Katholiken vom Netz genommen
Zumindest auf den ersten Blick ist David Berger am Ziel. Der katholische Theologe und Autor, der bis zu seinem Outing als Homosexueller Kirchenkarriere gemacht hatte, mittlerweile aber sogar die Lehrerlaubnis als Religionslehrer verloren hat, koordiniert die Kampagne „Stoppt kreuz.net“. Deren Anliegen war es zum einen, die Hetze dieses Internetportals gegen Homosexuelle, Muslime, Juden und weltoffene Christen zu beenden. Zum anderen sollten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und Reformen in der Kirche befördert werden. Einen Teilerfolg feiert die Initiative jetzt: Seit dem Wochenende ist die auf den Bahamas registrierte Website abgeschaltet. „Wir können froh sein, dass diese Brunnenvergifter vorerst mundtot sind“, sagt Christian Weisner von der Gruppe „Wir sind Kirche“ dazu.
Das Portal war seit 2004 aktiv und hatte sich zunehmend radikalisiert. Das fiel den Verantwortlichen umso leichter, als sie im Schutz der Anonymität agierten. Im Impressum hieß es nur, die Redaktion sei die „Initiative einer internationalen privaten Gruppe von Katholiken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im kirchlichen Dienst tätig sind“. Die Macher zu enttarnen war und ist daher ein zentrales Anliegen von Bergers Kampagne. Dazu diente auch eine Belohnung in Höhe von 15 000 Euro, die der Bruno Gmünder Verlag für Hinweise ausgesetzt hat und die wohl gewirkt hat. Berger konnte jedenfalls eine Liste mit sechs Namen an die Berliner Staatsanwaltschaft übergeben, die wegen Volksverhetzung ermittelt. Zu diesen Hintermännern gehörten vier Priester, einer aus Deutschland, sagt Berger. Zudem hat ein Priester aus dem Bistum Mainz nach anfänglichem Leugnen nun eingeräumt, Texte für die Seite verfasst zu haben. Das waren nach bisherigem Kenntnisstand aber keine strafbaren Artikel. Weil sich der Pfarrer entschuldigte und Besserung gelobte, blieben ihm dienstrechtliche Konsequenzen erspart.
Inwieweit darüber hinaus kirchliche Beschäftigte bei „kreuz.net“ Verantwortung trugen, ist unklar. Die Kritiker sprechen von Hinweisen, dass höchste Kirchenkreise beteiligt gewesen seien. Sie forderten die Hintermänner am Montag auf, sich ihrem Bischof oder der Polizei zu stellen. Auch Berger machte klar, dass nur eine Zwischenetappe erreicht sei: Sollte die Website wirklich Geschichte sein, sei es nur eine Frage der Zeit, bis die reaktionären Katholiken anderswo im Internet auftauchten.
Zuletzt geändert am 04.12.2012