15. September 2006 - Sächsische Zeitung
Der Papst reist ab – und hinterlässt Begeisterung und Irritation
Besuch. In Bayern herrscht Euphorie – bei Kritikern tiefe Enttäuschung.
In seiner letzten Ansprache vor dem Rückflug von München nach Rom beschwor Papst Benedikt XVI. gestern noch einmal sein zentrales Anliegen: „Ich bin nach Deutschland gekommen, um meinen Landsleuten die ewigen Wahrheiten des Evangeliums erneut nahe zu bringen und die Gläubigen zu stärken in der Treue zu Christus.“
Doch der Besuch Benedikts in Bayern ist neben Zustimmung auch auf deutliche Kritik gestoßen. So beklagten Kirchenkritiker, während der Reise sei es nicht zur erhofften Auseinandersetzung mit Problemen der Kirche gekommen. Die Theologin Uta Ranke-Heinemann bemängelte, Benedikt XVI. habe während seiner Reise „kein einziges Problem überhaupt an sich rankommen lassen“.
Sie betonte: „Fragende waren nicht gefragt.“ Der Papst spreche den heutigen Menschen die Suche nach Gott nur deswegen ab, „weil viele Menschen auf ein anderes Gottesbild stoßen, als er gestoßen ist“. Die Bewegung „Wir sind Kirche“ betonte: „Bei aller Begeisterung, die die Menschen dem Papst in seiner Heimat entgegengebracht haben, können und dürfen die medial inszenierten Massen-Events nicht über die tatsächlichen Probleme der katholischen Kirche hinwegtäuschen.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, wies den Vorwurf mangelnder ökumenischer Signale zurück. Die Reise habe einen persönlichen Charakter gehabt. Es sei nicht geplant gewesen, dabei „neue Programme“ zu entwickeln.
Islamratsvorsitzender Kizilkaya nannte die Aussagen des Papstes zum Islam „irritierend und höchst bedauerlich“. Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Mazyek, betonte, es falle ihm „schwer zu glauben, dass der Papst gerade im Verhältnis zur Gewalt die Grenze zwischen Islam und Christentum sieht“. (ddp)
Zuletzt geändert am 15.09.2006