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Veröffentlicht am 10­.01.2013

Januar 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

„Laien noch stärker in die Kirche einzubinden, geht eigentlich gar nicht mehr.“

Wie bitte? Ich reibe mir verwundert die Augen. Welcher große Kirchen- und Laienkenner spricht hier? Ist ihm die Kirchensteuer als Beitrag der Laien schon viel zu hoch? Soll hier zum Ausdruck gebracht werden, dass die vom II. Vatikanischen Konzil vertretene wahre Gleichheit aller Gläubigen nun erreicht ist? Dass alle durch Taufe und Firmung vom Herrn selbst zur Verantwortung in der Kirche berufen sind und dass dieses Communioprinzip ebenbürtig neben dem hierarchischen Prinzip steht und nicht weiter gesteigert werden kann?

Die Formulierung „Laien in die Kirche einzubinden“ macht klar, die Laien, das Volk Gottes, sind eigentlich außerhalb! Sie sind daher auch nicht Kirche, das muss etwas anderes sein. Ist „Wir sind Kirche“ eine fromme, aber unrealistische Fiktion? Auf keinen Fall kann man die Laien noch mehr einbinden! Wir sind dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller zu tiefem Dank verpflichtet: Mit wie immer prägnanten Worten sagt er, was Sache ist.

In der Passauer Neuen Presse vom 15.12.2012 spricht er vom „zähen Prozess, der am Ende die Reform der Laienräte“ in seinem früheren Bistum Regensburg “unumgänglich gemacht“ hätte. Die eigenständig handelnden Katholikenräte wurden zerschlagen: Nun gibt es ein Diözesankomitee, das „nach außen (!) zuständig“ ist, während der Pfarrgemeinderat als Pastoralrat nur noch den Pfarrer beraten darf: „Laien noch stärker in die Kirche einzubinden, geht eigentlich gar nicht mehr.“

Seine Beteuerung, die damalige Reform stehe im „vollen Einklang mit dem Kirchenrecht“, zeigt nur, dass er das seinerzeitige Urteil der Apostolischen Signatur nicht verstanden hat. Sie flüchtete in die Unzuständigkeit und beantwortete genau diese Frage nicht! Eine Dokumentation dazu mit dem Titel „Kirchlicher Rechtsweg – vatikanische Sackgasse!“ ist gerade erschienen.

Auslöser für das Interview war der Wunschkatalog seines ehemaligen Generalvikars Dr. Gegenfurtner, vom Domkapitel zum Diözesanadministrator gewählt. Er hatte öffentlich umgedacht, als Voraussetzung für Reformen den Dialog genannt und sich von einem neuen Bischof „Herzenswärme“ und „Rückgrat gegenüber Rom“ gewünscht. Müllers Dialogbereitschaft wird auch hier deutlich: Über die Zeitung wird ein „Streitgespräch zwischen Donau und Tiber“ geführt – so der Titel. Gute Aussichten für die Dialogkultur in einer Kirche ohne Laien.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 10­.03.2013