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Veröffentlicht am 02­.10.2006

29. September 2006 - Nürnberger Zeitung

Eichstätt sehnt sich nach einem Bischof

Rom lässt sich Zeit

EICHSTÄTT — Die Katholiken in der Diözese Eichstätt warten auf ein Zeichen. Sie warten auf ein gleichzeitiges Glockenläuten in allen 279 Pfarreien des Bistums - das Zeichen, dass ein neuer Bischof gefunden ist.

In Kirchenkreisen wurde gemutmaßt, dass die Glocken zum Erntedankfest am kommenden Sonntag (1. Oktober) läuten könnten. Denn eine Ernennung ist längst überfällig. Sie wurde sogar vom Vorgänger, dem jetzigen Augsburger Bischof Walter Mixa angemahnt. Rom hat sich noch nicht bewegt. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass sich die Personalfindungskommission in Eichstätt nicht festlegen kann.

Die Spekulationen über den Namen des neuen Bischofs werden dadurch nur noch mehr angeheizt. Eichstätt ist seit 1. Oktober 2005 ohne Bischof. Bis der Stuhl des Heiligen Willibald wiederbesetzt wird, leitet das Bistum der Generalvikar Johann Limbacher.

Viele Eichstätter hatten vergeblich gehofft, dass der Name des neuen Bischofs schon anlässlich des Willibaldfestes am 7. Juli verkündet würde. Auch das Gerücht, Papst Benedikt XVI. bringe die Ernennungsurkunde als Gastgeschenk bei seinem Besuch mit nach Bayern, bewahrheitete sich nicht. Jetzt hoffen die Katholiken der Diözese Eichstätt auf den 1. Oktober. Einiges spricht für eine Verkündung des neuen Bischofs an diesem Tag: Es ist ein Sonntag, Erntedankfest - und der erste Jahrestag der Eichstätter Sedisvakanz. „Zu Terminen und Spekulationen über mögliche Kandidaten werden wir uns nicht äußern“, sagt Martin Swientek, Pressesprecher der Diözese.

In Kirchenkreisen hält sich derweil besonders hartnäckig der Name von Prälat Wilhelm Imkamp als Anwärter auf den Eichstätter Bischofsstuhl. Der 55 Jahre alte Direktor des schwäbischen Wallfahrtsortes Maria Vesperbild hat gute Kontakte in den Vatikan.

Allerdings gilt er als sehr konservativ, weswegen sich die Laienorganisation „Wir sind Kirche“ bereits klar gegen ihn ausgesprochen hat. „Zelebrieren vom Volk abgewandt und nur lateinisch - das kann man nur als Rückschritt sehen“, sagt Maria-Anna Schuster von der Diözesangruppe von „Wir sind Kirche“.

Als Wunschkandidaten des Vereins nennt sie den Augsburger Weihbischof Anton Losinger, den Abt von Plankstetten, Gregor Hanke, sowie Josef Mederer, Pfarrer in Ingolstadt-Etting. Allen dreien werden allerdings lediglich Außenseiterchancen zugerechnet genauso wie dem Münchner Offizial Lorenz Wolf, dem Freiburger Moraltheologen Eberhard Schockenhoff und dem internen Kandidaten, Dompropst Limbacher.


Immer wieder genannt wird auch der Generalvikar des Bistums Würzburg, Karl Hillenbrand. Der als progressiv geltende Hillenbrand soll ganz oben auf der Empfehlungsliste des Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, an den Vatikan stehen. Die Nuntiatur in Berlin will dies aber nicht bestätigen.

Als Kandidat mit Erfolgsaussichten wird auch der Benediktiner Stephan Haering gehandelt. Der Pater der Abtei Metten lehrt zur Zeit an der Münchner Universität Kirchenrecht. Für ihn spricht, dass mit seiner Ernennung eine alte Tradition in Bayern fortgeführt werden könnte: Einer der bayerischen Bischofsstühle war bisher regelmäßig mit einem Benediktiner besetzt. Im Vatikan ist Haering gut bekannt, der Kirchenrechtler durfte vor rund einem Jahr als Berater an der Bischofssynode in Rom teilnehmen. Für ihn spricht auch, dass der Eichstätter Bischof automatisch Großkanzler der Katholischen Universität in der Domstadt ist - ein Kirchenrechtler wäre sozusagen vom Fach.

ki/Frederik Obermaier, dpa

Zuletzt geändert am 02­.10.2006