17. Oktober 2006 - Die Tagespost
Abt von Plankstetten zum Bischof ernannt
Eichstätt (DT/KNA) Gregor Maria Hanke (52), designierter Bischof von Eichstätt, will in seinem neuen Amt zuerst einmal zuhören. Wichtig sei ihm ein lebendiger Kontakt zu den Priestern und pastoralen Mitarbeitern, sagte Hanke am Wochenende. Er ist derzeit Abt des Benediktinerklosters Plankstetten in der Oberpfalz. Am Samstag war die Berufung zum Eichstätter Bischof offiziell bekannt gegeben worden. Am Sonntag ging Hanke durch die Eichstätter Innenstadt zum Dom und zeigte sich erstmals an seinem Bischofssitz. Beim ersten öffentlichen Auftritt nach der Ernennung sagte der designierte Bischof, die Berufung habe ihn selbst überrascht. Bedenkzeit habe er keine gehabt. „So wie mir die Sache vorgetragen wurde, war ein Spielraum nicht gegeben.“ Der Eichstätter Diözesanadministrator Johann Limbacher dankte für Hankes Zusage. Darüber sei das ganze Bistum „sehr glücklich“.
Ruprecht Wimmer, Präsident der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), deren Großkanzler Hanke sein wird, zeigte sich erleichtert über das Ende der länger als ein Jahr dauernden Sedisvakanz. Als Absolvent der Hochschule habe Hanke immer seine Verbindung zur KU deutlich werden lassen, erklärte Wimmer. „Es handelt sich bei ihm um einen „ausgewiesenen Wissenschaftler, der um die Belange einer Universität weiß“, so der Präsident. KU-Kanzler Gottfried von der Heydte äußerte die Hoffnung, dass der neue Bischof die Interessen der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum in der bayerischen Bischofskonferenz „sachkundig und fest“ vertrete.
Ludwig Mödl, Hankes einstiger Regens im Eichstätter Priesterseminar, erklärte, die Ernennung des Abtes sei für Eichstätt ein Segen. Hankes Hauptaufgabe werde sein, für die KU um größere Unterstützung von außen zu werben. Andreas Thiermeyer, Rektor des Eichstätter Collegium Orientale, zeigte sich erfreut über die Berufung seines Freundes. Hanke sei ein „Mann mit Visionen“. Davon könne die Universität profitieren. Thiermeyer selbst denkt an ein kleines Oxford an der Altmühl.
Mehrere bayerische Bischöfe gratulierten Hanke zur Ernennung. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, zu dessen Kirchenprovinz Eichstätt gehört, sagte, es sei gut, dass wieder ein Benediktiner zum deutschen und bayerischen Episkopat gehöre. Hanke habe sich seit 14 Jahren als Abt in der geistlichen Führung von Menschen und eines Klosters mit vielen Einrichtungen bewährt. Hankes Vorgänger, der Augsburger Bischof Walter Mixa, sprach von einer „zukunftsweisenden Entscheidung“ des Papstes. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann erklärte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Hanke in der Bayerischen und in der Deutschen Bischofskonferenz. Gott möge Kloster Plankstetten einen würdigen Nachfolger als Abt schenken.
Auch die „Wir sind Kirche“-Bewegung begrüßte Hankes Ernennung. Ihr Sprecher Walter Hürter hatte Hanke als einen von drei „Wunschkandidaten“ bezeichnet. Man hoffe, dass der neue Bischof einen offenen Dialog mit allen Christen in seiner Diözese führe. Ein Termin für die Bischofsweihe steht noch nicht fest. Sie soll in den nächsten acht Wochen stattfinden.
Hanke folgt Bischof Walter Mixa (65) nach, der vor gut einem Jahr an die Spitze des Bistums Augsburg wechselte. Unter den 27 deutschen Diözesanbischöfen wird der Benediktiner der jüngste und derzeit einzige Ordensmann sein. Eichstätt ist mit gut 440 000 Katholiken das kleinste Bistum in Bayern und gehört zur Kirchenprovinz Bamberg. Aus den ersten Reaktionen auf Hankes Bischofsernennung wurde deutlich, dass von ihm starke Impulse zur Weiterentwicklung der Universität erwartet werden, an der er selbst studiert hat. Der künftige Bischof sagte, er habe keine Patentrezepte. Hier seien auch die Bischöfe gefragt. Es wäre jedoch schlimm, „wenn die Hochschule aufgrund eines engen finanziellen Rahmens nur noch vor sich hindümpelt“.
Hanke stammt aus einer sudetendeutschen Flüchtlingsfamilie und wurde im fränkischen Elbersroth bei Ansbach geboren. Seit 1993 leitet er die einzige Benediktinerabtei auf Eichstätter Gebiet. Er wurde auf den Namen Franz getauft und studierte in Eichstätt und London Theologie. 1982 trat er ins Kloster ein, ein Jahr später wurde er zum Priester geweiht. 2002 reichte er an der Jesuitenhochschule in Frankfurt Sankt Georgen eine zwölf Jahre zuvor bei einem Studienaufenthalt in Rom begonnene Dissertation „Vesper und Orthros des Kathedralritus der Hagia Sophia zu Konstantinopel“ ein, die mit „summa cum laude“ bewertet wurde.
Kloster Plankstetten wurde bundesweit bekannt durch die von Hanke konsequent betriebene ökologische Umstellung der Wirtschaftsbetriebe. Damit inspirierten die Benediktiner an der Grenze zwischen Oberpfalz und Oberbayern auch Landwirte und Mittelständler ihrer Region. Seit 1994 ist das Kloster Mitglied im Anbauverband Bioland. Heute beschäftigen die Mönche etwa 90 weltliche Mitarbeiter. Hanke, ein Freund von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU), tritt für eine ganzheitliche Schöpfungsspiritualität ein. Die Bioland-Bauern sind überzeugt, dass die inzwischen skeptische Haltung Seehofers zur grünen Gentechnik letztlich auf das Konto des Abtes zurückgeht. Der Abt von Plankstetten war es, der Seehofer im Februar für ein diesbezügliches Streitgespräch in seiner Abtei gewinnen konnte. Ökologie ist für Hanke, der sein Auto schon lange mit Pflanzenöl betankt, keine Modesache. Bei Vorträgen verleiht er dem Thema wie kaum ein anderer theologischen Tiefgang. Er spricht gern von einer „Kultur der Achtsamkeit, die geprägt ist vom ehrfürchtigen Dialog mit Gott und seiner Welt“. Nach seiner Ernennung erklärte er: „Ich möchte einen aus christlichem Geist geleiteten Umweltschutz und das Engagement für die Bewahrung der Schöpfung weiter thematisieren. Das ist auch sozialpolitisch und im Blick auf unsere Missionsarbeit relevant. Wenn wir in unseren Industrienationen achtsam und sorgsam mit den Ressourcen umgehen und die Schöpfung nicht ausbeuten, dann sind wir automatisch dabei, Entwicklungspolitik im positiven Sinn zu machen.“ Glauben und Umweltschutz gehören für ihn zusammen. Es gebe auch eine „Ökologie des Herzens“, so dass die Umwelt aus dem Geist der Umkehr zu Christus gestaltet werde“.
Mit dem Papst teilt der Ordensmann eine intensive Beziehung zur ostkirchlichen Tradition. Seit seiner Abtwahl wurden zwei Kapellen im Kloster für den byzantinischen Ritus ausgestattet, darunter die Unterkirche, in der sich auch die Grablege der Mönche befindet.
Zuletzt geändert am 18.10.2006