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Veröffentlicht am 10­.08.2013

August 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Höchste Zeit für den Bergoglio-Stil

„Die Erneuerung kommt von der Peripherie“, dieser Gedanke von Leonardo Boff scheint auf Jorge Mario Bergoglio zuzutreffen. Mit der Erfahrung vom „anderen Ende der Welt“ praktiziert der neue Bischof von Rom einen spirituellen Leitungsstil, gibt selbst ein Vorbild des „Guten Hirten“. Doch damit ist die tiefe Kirchenleitungskrise noch lange nicht überwunden. Wie wird Franziskus künftig das Staatssekretariat und die Glaubenskongregation besetzen? Wird er lehramtliche Entscheidungen treffen, z.B. in der Frauenfrage oder gegenüber den US-amerikanischen Ordensfrauen? Letztlich: Wird er eine Reform der römischen Kurie durchsetzen können?

Allein kann Franziskus die geistliche und strukturelle Erneuerung nicht schaffen. Er ist jetzt dringend auf die Unterstützung der Kardinäle und Bischöfe in aller Welt, der Medien und auch des Kirchenvolkes angewiesen, denn nicht nur im Vatikan gibt es starke Widerstände gegen jegliche Reformansätze. Kardinal Karl Lehmann aus Mainz ermutigt Franziskus zu baldigen Personalentscheidungen in der Kurie. Und sogar der Münchner Kardinal Reinhard Marx – bisher ein ergebener Diener von Papst Benedikt, nun im achtköpfigen Beratergremium von Franziskus – mahnt jetzt Reformen im Vatikan an.

Doch große Sorgen macht mir, dass der neue Kurs von Franziskus insgesamt noch viel zu wenig in den deutschen Bistümern und Gemeinden zu spüren ist. Das millionenteure „Credo-Magazin“, das genau zum 100-tägigen Amtsantritt von Franziskus erschien, zeigt, dass die konservativen Kräfte weiter sehr aktiv sind. Wann sind die Bischöfe in Deutschland endlich bereit, die Reformappelle von Franziskus beherzt aufzunehmen und umzusetzen? Zum Beispiel im schwerfälligen „Gesprächsprozess“ der Bischofskonferenz oder bei dem seit Jahrzehnten diskutierten Sakramentenempfang für geschiedene Wiederverheiratete.

Vor Franziskus und uns liegt noch ein langer Weg, die römisch-katholische Kirche wieder auf Reformkurs in Richtung des Zweiten Vatikanischen Konzils zu bringen. Wir sind Kirche ist weiter bereit, einen kompromisslosen Reformkurs zu unterstützen und, wo geboten, den noch starken innerkirchlichen Widerständen entgegenzuwirken. Erneuern wir unsere Kirche – mit Franziskus! Es ist höchste Zeit.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 04­.09.2013