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Veröffentlicht am 10­.07.2013

Juli 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Rechtsdrall im Priesterseminar

Von SIGRID GRABMEIER

Ein sehr sensibles Th~ma kam jüngst aus dem Bistum Würzburg an die Öffentlichkeit: Rechtsradikalis mus im Priesterseminar. Der Bischof setzte einige Tage nach Bekanntwerden von Vorwürfen gegen Seminaristen bezüglich des Erzählens von Judenwitzen und einer Party zu Hitlers Geburtstag eine Untersuchungskommission unter Leitung eines Richters ein, um Klarheit zu schaffen. Auch die Staatsanwaltschaft untersucht wegen eventueller Straftatbestände wie zum Beispiel Volksverhetzung, Beleidigung oder auch das Verwenden von Symbolen verfassungsfeindlicher Organisationen.

Noch sind keine Fakten auf dem Tisch, aber die Gerüchte sind alarmierend genug. Gut, dass Bischof Hofmann Klarheit schaffen will und auf Aufklärung setzt. Über die rein politischen Tendenzen hinaus sieht Prof. Franz Dünzl, Dekan der theologischen Fakultät Würzburg, durch judenfeindliche Tendenzen auch grundsätzlich die Anerkennung der Beschlüsse des Zwei- ten Vatikanischen Konzils gefährdet, vor allem die zum Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen. Das ist keine Schwarzmalerei, zumal Peter Hertel schon lange und seit 2 Jahren auch David Berger in ihren Publikationen auf die Nähe von katholisch-fundamentalistischer und nationalsozialistischen und faschistoiden Positionen hinweisen. Berger zeigt in seinem Buch "Der heilige Schein" wie eng im rechten Milieu Chauvinismus politischer wie kirchlicher Natur und rückwärtsgewandte Theologie sowohl im Klerus wie auch in gehobenen sozialen Milieus miteinander verstrickt sind.

Sollten sich die Vorwürfe nach den Untersuchungen als berechtigt erweisen, dann heißt das insbesondere, dass die fundamentalistischen Netzwerke weit hin- einreichen in Schlüsselorte katholischen Lebens und damit auch in die Zukunft von Gemeinden und womöglich ganzer Diözesen. Dagegen heißt es anzugehen, nicht nur in Würzburg.

Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass auch hier wieder deutlich wird: Kirche ist, auch wenn manche das nicht wahr haben wollen, in der Welt und sie wird gebildet von Menschen, die genauso gefährdet sind wie Menschen in anderen Organisationen. Das zu erkennen und ernst zu nehmen ist ihre Chance, um zu sehen, was die Ursachen für die Symptome sind wie sie nicht nur lokal sondern ganzheitlich damit umgehen wird.

Zuletzt geändert am 04­.09.2013