September 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Sodom als Lernort
Die Begründungen dort fußen auf vier Bibelstellen: Gen 19, 1-29, Röm1,24-27; 1Kor 6,10 und 1Tim 1,10. In keiner der drei Paulusbriefstellen geht es jedoch um Homosexualität im engeren Sinn sondern um Prostitution und um Vergewaltigung, auch von Knaben, um Betrug, Meineid oder Götzendienst. Spannend ist dann die Stelle aus der Genesis, als fremdenfeindliche Bewohner der Stadt Sodom Männer, die bei Lot zu Gast sind, vergewaltigen und somit durch diese besondere Form der Erniedrigung auch das Gastrecht schänden wollen. Die beiden jungen Männer, Engel, mit dem Auftrag zur Vernichtung der Stadt, fackeln nicht lange und schlagen den Mob mit Blindheit. Der Grund für die anschließende Zerstörung liegt aber nicht darin begründet, sondern in der grundsätzlichen Verworfenheit der gottlosen Bevölkerung (Gen 18).
Aktuell erniedrigen und schlagen russische Neonazis grausam Homosexuelle und verbreiten das ungehindert und ungestraft durch menschenverachtende Videos im Netz. Ein Gesetz Putins als Zugeständnis an die orthodoxe Kirche, das verbietet, Minderjährige über homosexuelle Lebensformen zu informieren oder Schwulen- und Lesbenparaden abzuhalten, wird zum billigen Vorwand, um Schwulenhass zu rechtfertigen. Angesichts solcher Szenarien klingt die Empfehlung im Katechismus für Homosexuelle „Schwierigkeiten, die ihnen erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen“ nahezu zynisch.
Wenn Kirche, orthodox und römisch, irgendetwas aus der Geschichte von Sodom lernen kann, dann dass Fremdenfeindlichkeit, und Homophobie gehört dazu, Grausamkeit und Unbarmherzigkeit gottlos sind. Die kirchliche Lehre hat über Jahrhunderte dazu beigetragen, dass Homosexualität verteufelt wurde. Unser Papst hätte die Chance, die Türe für Homosexuelle in unserer Kirche ganz aufzumachen und damit ein Zeichen für die Welt zu setzen.
Zuletzt geändert am 10.09.2013