Oktober 2013 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Keine Kurienreform hinter verschlossenen Türen!
Ausschlaggebend für die Berufung des vergleichsweise jungen Münchner Kardinals als Vertreter Europas ist vermutlich, dass er seit März 2012 Präsident der Kommission der 26 katholischen Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) ist. In Rom gilt Kardinal Marx als reformfreudiger Organisator kirchlicher Strukturen. Im Münchner Erzbistum allerdings sind seine umfangreichen Pastoral- und Ordinariatsreformen noch lange nicht zu einem guten Ende gekommen. Wesentliche Entscheidungsbefugnisse sind immer noch auf die „sakramentale Struktur“ beschränkt; die Kirchenbürgerinnen und Kirchenbürger werden immer noch viel zu wenig eingebunden.
Doch nur wenn die Veränderungen transparenter werden, wird es möglich sein, die bestehende Leitungskrise in der römisch-katholischen Kirche zu überwinden. Eine Leitung, die als Leitung anerkannt werden will, muss die jeweils Betroffenen, die „Brüder und Schwestern im Glauben“, rechtzeitig informieren und in die Entscheidungsfindung miteinbeziehen.
Die von Papst Franziskus angestoßene Kurienreform ist von so zentraler Bedeutung für die Zukunft der römisch-katholischen Kirche, dass sie nicht hinter verschlossenen Türen stattfinden darf. Sie muss transparent und im offenen Dialog auch mit und in den Ortskirchen begonnen werden. Das fordert jetzt – ganz im Sinne von Wir sind Kirche – die weltweite Koalition www.catholicchurchreform.com.
Große Erwartungen bestehen aber auch in sehr konkreten pastoralen Fragen wie zum Beispiel der Zulassung zur Kommunion für geschiedene Wiederverheiratete. Hier hat Papst Franziskus selber schon auf den theologischen Weg der orthodoxen Kirchen verwiesen. Es geht um „Neuen Wein in neuen Schläuchen“. Diesem Aufruf von Franziskus sollten die acht Kardinäle ohne Angst folgen – und Fenster und Türen für den Heiligen Geist öffnen.
Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 01.10.2013