18.10.2013 - Schweriner Volkszeitung
"Die Zeit arbeitet gegen die Kirche"
Mit Christian Weisner, Sprecher der katholischen Reformbewegung "Wir sind Kirche", sprach Rasmus Buchsteiner über den Fall.
"Der Fall Tebartz-van Elst ist eine Wegmarke, eine Zäsur für die katholische Kirche in Deutschland."
Christian Weisner, Sprecher "Wir sind Kirche"
Papst Franziskus hat mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, über den Fall Tebartz-van Elst beraten - ohne erkennbares Ergebnis. Droht jetzt eine längere Hängepartie?
Weisner: Die Zeit arbeitet gegen die Kirche. Natürlich darf es keine Hetzjagd geben, die am Ende zu übereilten Entscheidungen führt. Gleichzeitig herrscht soviel Unruhe und Unfrieden in der katholischen Kirche, dass wir eine Lösung nicht innerhalb von Wochen benötigen, sondern innerhalb von Tagen. Auch wenn sich Bischof Tebartz-van Elst abgesichert hat und den Vatikan bereits vor Jahren über die Baukosten informiert hat: Er hat das Vertrauen des Kirchenvolks verloren.
Wie könnte eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung aussehen?
In der Politik oder in der Wirtschaft gibt es die Möglichkeit, sein Amt ruhen zu lassen. Das ist im Kirchenrecht leider nicht vorgesehen. Wir halten es für ratsam, Bischof Tebartz-van Elst einen Diözesanadministrator an die Seite zu stellen, der die Geschäfte des Bistums weiterführt. Tebartz-van Elst könnte sich dann zurückziehen und die weitere Entwicklung abwarten.
Was ist für Sie die Lehre aus den Vorgängen im Bistum Limburg?
Der Fall Tebartz-van Elst ist eine Wegmarke, eine Zäsur für die katholische Kirche in Deutschland. Viele Bistümer beginnen damit, ihre Geldquellen und ihre Vermögenswerte offen zu legen. Das Signal ist ermutigend. Dieser Weg hin zu mehr Transparenz muss weitergegangen werden. Es ist deutlich, dass Papst Franziskus einen anderen Typ Bischof vor Augen hat. Er will bescheidene Hirten haben, die den Geruch der Schafe annehmen. Tebartz-van Elst hat wohl eher den Geruch der High Society und der reichen Banker in seinem Bistum angenommen.
Interview: Rasmus Buchsteiner
Zuletzt geändert am 18.10.2013