11.11.2013 Neue Westfälische
Der Weg in die Seligkeit
VON KATHARINA BÄTZ
Paderborn. Eine Seligsprechung hat es im Paderborner Dom noch nie gegeben. Doch das hat sich an diesem Sonntag geändert. Die aus dem Erzbistum Paderborn stammende Ordensgründerin der Franziskanerinnen, Mutter Maria Theresia Bonzel, ist in den Kreis der Seligen aufgenommen. Doch wie funktioniert das überhaupt?
Bis zur Seligsprechung ist es ein langer Weg: "Sie kann erst nach dem Tod einer Person beantragt werden", erklärt Ägidius Engel, Sprecher des Erzbistums Paderborn, und sagt weiter: "Ihr geht ein langjähriges Untersuchungsverfahren voraus, bei dem ein sogenannter Postulator Informationen über das Leben der Person sammelt."
Im Fall von Mutter Theresia, gestorben im Februar 1905, startete der Informativprozess 1961. Engel: "1970 wurden dann die gesammelten Akten an die Vatikanische Kongregation für Selig- und Heiligsprechung nach Rom weitergegeben." Diese prüft als zweite Instanz in einem eigenen Verfahren die Echtheit von Dokumenten und Zeugenaussagen und spricht schließlich eine Empfehlung an den Papst aus.
"Eine wichtige Voraussetzung für die Seligsprechung einer Person ist, dass sie im Ruf der besonderen Nachfolge Jesu steht und entsprechend von den Menschen verehrt wird", sagt Engel. Sie müsse mit einem hohen Maß an Tugend vorbildlich aus dem Glauben gelebt haben und - auch das ist entscheidend - einen Märtyrertod gestorben sein oder ein Wunder vollbracht haben.
Letzteres gelang Mutter Theresia nach Überzeugung der Theologen: Als ein Junge aus den USA an einer lebensgefährlichen Magen-Darm-Erkrankung litt, bei der die Ärzte eine Heilung ausschlossen, beteten die Familie und Schwestern der Olper Franziskanerinnen, die in den Staaten lebten, zu Mutter Theresia um deren Fürsprache bei Gott. Und: Das Kind wurde gesund. Im Oktober 2012 wurde dieses Geschehen offiziell als Wunder anerkannt. Ende März dieses Jahres unterzeichnete schließlich Papst Franziskus das Dekret zur Seligsprechung, was der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker als "eine große Freude" bezeichnete.
Becker war es auch, der Sonntag um die Seligsprechung von Mutter Theresia bittet. "Der Akt erfolgt direkt nach dem Kyrie und dauert nur wenige Minuten", erklärt Engel. Der feierliche Gottesdienst an sich, zu dem rund 180 Schwestern der Olper Franziskanerinnen aus Deutschland, den Provinzen in den USA, in Brasilien und von den Philippinen angereist waren, dauerte jedoch mehr als zwei Stunden.
Eine genaue Anzahl der Personen aus dem Erzbistum, die bislang selig- oder gar heiliggesprochen worden sind, kann Engel nicht nennen. "Wir können aber sagen, dass es etwa 15 Selige und Heilige gibt, die besonders verehrt werden."
Mutter Pauline von Mallinckrodt war die bislang letzte Person aus dem Erzbistum, die seliggesprochen wurde. "Das war 1985 unter Papst Johannes Paul II. in Rom", sagt Engel und ergänzt: "Mittlerweile müssen Seligsprechungen aber nicht mehr dort stattfinden, sondern können in der jeweiligen Diözese vorgenommen werden." Daher wartet auf Paderborn nun die Premiere.
Manfred Dümmer, Sprecher der Reformgruppe "Wir sind Kirche" im Erzbistum Paderborn, blickte der Seligsprechung weniger mit Vorfreude als mit gemischten Gefühlen entgegen. "Es schlagen zwei Herzen in meiner Brust", sagt er. Einerseits sei er skeptisch, da der Seligsprechungsprozess viele Jahre in Anspruch nehme und die historischen Fakten zur Person nicht genau nachvollziehbar seien. "Andererseits müssen in einem so großen Bereich wie der katholischen Kirche auch diejenigen berücksichtigt werden, die eine gewisse Volksfrömmigkeit leben", meint Dümmer. "Für sie ist es gut, dass es noch Seligsprechungsverfahren gibt."
Zudem diene die Lebensweise von Seligen nicht selten als gutes Beispiel für nachfolgende Generationen. Dümmer: "Allerdings sollte man auch akzeptieren, wenn einige nichts mit solchen Zeremonien anfangen können, denn in der heutigen modernen Gesellschaft wirken Seligsprechungen schon ein wenig eigenartig."
http://www.nw-news.de/owl/kreis_paderborn/paderborn/paderborn/9610984_Der_Weg_in_die_Seligkeit.html
Zuletzt geändert am 11.11.2013