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Veröffentlicht am 28­.10.2013

28.10.2013 - Südwest-Presse

Limburg/Kassel: Suppenküche im Protzbau

Der Bischof von Limburg ist seit wenigen Tagen weg, da schmiedet seine Diözese Zukunftspläne: eine Umwidmung der teuren Residenz.

MATTHIAS BRUNNERT, DPA

Die Stadt Limburg, obwohl malerisch gelegen, war nie eine herausragende Touristenattraktion. Doch seit der Affäre um den bauwütigen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst hat der 34 000-Einwohner-Ort eine gewisse Prominenz erlangt - und überlegt nun, sie zu nutzen.

Zwar weilt der Bischof offiziell nur vorübergehend in einer Auszeit. Doch in Limburg kann sich niemand vorstellen, dass er in sein bisheriges Amt zurückkehrt. Dann aber wäre der Anlass der Affäre - die bisher 31 Millionen Euro teure Bischofsresidenz - in dieser Form auch nicht mehr notwendig. Warum sie also nicht gleich als Touristenattraktion nutzen? "Der Standort an sich hat etwas Einladendes, etwas Kommunikatives. Da gehört etwas Offenes hin", sagte Pfarrer Albert Dexelmann aus Runkel. Er könne sich auch ein Café für die Besucher des Doms vorstellen.

Andere Ideen reichen von Flüchtlingsunterkünften über eine Suppenküche bis hin zu einem Kommunikationszentrum. Das Mitglied des Limburger Priesterrats, Werner Otto, schlägt vor, das Gebäude Obdachlosen und Bedürftigen zu öffnen. Auf der einen Seite könne der Bischof arbeiten, auf der anderen könnten Arme bewirtet werden. So bekomme ein mit 25 000 Euro "sündhaft teurer" Konferenztisch eine "neue Funktion als Tisch der Armen". Egal, wofür sich die Limburger entscheiden: Die Umnutzung dürfte nicht ganz einfach werden. Schließlich hatte Tebartz-van Elst auch sehr spezielle Extras einbauen lassen. Eine Doppelbadewanne etwa oder große Mengen an Muschelkalk und schwarzem Basalt als Baumaterialien.

Der Druck auf das Bistum Limburg ist gewaltig. Bei der Bundesversammlung der katholischen Laien-Initiative "Wir sind Kirche" treibt der "Fall Tebartz" am Wochenende die Delegierten um. "Hier sind alle bis obenhin geladen", sagt Christian Weisner, Sprecher der kritischen Initiative. Das Problem sei ja nicht alleine der Limburger Bischof, ergänzt Magnus Lux, der "Wir sind Kirche" in Würzburg vertritt. "Der Fall Tebartz ist ja nur die Spitze des Eisberges."

Gut möglich, dass es mit einer Suppenküche und einem Café im Limburger Mariengarten nicht getan ist.

http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Suppenkueche-im-Protzbau;art4306,2275054

Zuletzt geändert am 12­.11.2013