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Veröffentlicht am 12­.11.2013

12.11.2013 - Badische Zeitung

Freiburger Handreichung: Vatikan fordert Rücknahme

In der Debatte um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen hat die vatikanische Glaubenskongregation die Erzdiözese Freiburg aufgefordert, ihren Vorstoß zurückzuziehen. Die reagiert gelassen.

Die Debatte um die Freiburger Handreichung für Wiederverheiratete Geschiedene kommt nicht zur Ruhe: In einem bereits Ende Oktober geschriebenen und nun öffentlich gewordenen Brief an die deutschen Diözesanbischöfe hat der Vorsitzende der Glaubenskongregation im Vatikan, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, scharfe Kritik geübt. Müller erklärte darin, dass der Entwurf der Erzdiözese Freiburg zwar "richtige und wichtige pastorale Hinweise" enthalte, aber in zwei Punkten nicht mit der kirchlichen Lehre übereinstimme. Der Entwurf müsse daher zurückgenommen und überarbeitet werden. Der Text habe nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Teilen der Welt Fragen aufgeworfen und zu Verunsicherungen geführt.

Müller fordert, dass wiederverheiratete Geschiedene nicht "zum eucharistischen Mahl" zugelassen werden dürften. Sie stünden selbst "ihrer Zulassung zur Eucharistie im Weg", da "ihr Lebensstand in objektivem Widerspruch zu jenem Bund der Liebe zwischen Christus und der Kirche ist (...) Ließe man solche Menschen zur Eucharistie zu, bewirkte dies Verwirrung bei den Gläubigen hinsichtlich der Lehre der Kirche über die Unauflöslichkeit der Ehe". Auch die in der Handreichung vorgesehene Gebetsfeier für wiederverheiratete Menschen sei so nicht zulässig: "Feiern dieser Art wurden von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. ausdrücklich untersagt."

"Wir sind Kirche" fürchtet neue Austrittswelle

Die Erzdiözese Freiburg reagierte entspannt auf die Vorwürfe aus Rom: "Im Erzbistum Freiburg vertrauen Menschen auf Papst Franziskus, der dazu ermutigt, neue Wege zu gehen", erklärte Pressesprecher Robert Eberle. Wie Erzbischof Robert Zollitsch mit dem Schreiben des Glaubenspräfekten umgehen wird, werde sich zeigen. Zollitsch befinde sich diese Woche in Exerzitien – Tage des Schweigens und des Gebets.

Deutliche Worte findet die Kirchenvolksbewegung "Wir sind Kirche" zu dem Brief aus dem Vatikan: "Es kann nicht sein, dass Erzbischof Müller sämtliche Türen für eine tragfähige Lösung zuschlagen will", sagt Sprecher Christian Weisner. Der Schaden, den der Glaubenspräfekt mit seinen Äußerungen anrichte, sei immens. "Ich bin davon überzeugt, dass dies eine weitere Austrittswelle auslösen wird."

Handreichung sorgte für Irritation

Das Erzbistum Freiburg hatte Anfang Oktober eine Handreichung veröffentlicht, die auch geschiedenen Menschen in zweiter Ehe unter bestimmten Voraussetzungen den Zugang zu Sakramenten wie Taufe, Eucharistie, Firmung oder kirchlichen Begräbnissen ermöglicht. Dies war bislang mit Verweis auf das Kirchenrecht nicht möglich. Das Papier, das seither im Erzbistum Freiburg gültig ist, hatte im Vatikan für Irritationen gesorgt.

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Zuletzt geändert am 12­.11.2013