Januar 2014 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Neujahrswunsch
Die Details, machen den Unterschied. Unter Papst Benedikt machte die „Neuevangelisierung“, „Nova Evangelizzatione“ Karriere. Um sie so richtig auf Touren zu bringen rief er das „Jahr des Glaubens“ aus, zum 50. Jahrestags der Eröffnung des 2. Vatikanums, und, noch viel wichtiger, zum 20 jährigen Jubiläum der Veröffentlichung des Katechismus, herausgegeben unter Johannes Paul II. und seiner eigenen Ägide. Ziel war, die Lehre der Kirche neu zu etablieren und eine neue Begeisterung dafür zu entfachen. Manche Kreise benutzten gar den Begriff als Kampfansage gegen aus ihrer Sicht falschen Reformeifer. Nicht die Kirche müsse sich ändern, sondern die Menschen, die zu wenig glauben und schon gar nicht an die Kirche. Im Motu Proprio zur „Ankündigung des Jahres des Glaubens“ heißt es dazu: „Auch der Mensch von heute kann wieder das Bedürfnis verspüren, wie die Samariterin zum Brunnen zu gehen, um Jesus zu hören, der dazu einlädt, an ihn zu glauben und aus der Quelle zu schöpfen, aus der lebendiges Wasser hervorsprudelt. Wir müssen wieder Geschmack daran finden, uns vom durch die Kirche treu überlieferten Wort Gottes und vom Brot des Lebens zu nähren – Gaben, die allen zur Stärkung angeboten werden, die seine Jünger sind.“
Nun spricht Papst Franziskus in seinem apostolischen Schreiben am Ende des Jahres des Glaubens auch von Neuer Evangelisierung. Auch er nimmt das Bild der Samariterin am Brunnen auf. Aber es klingt anders: „Kaum hatte die Samariterin ihr Gespräch mit Jesus beendet, wurde sie Missionarin, und viele Samariter kamen zum Glauben an Jesus »auf das Wort der Frau hin«.“ An anderer Stelle spricht er von einem „Dialog“ , „welchen der Herr mit der Samariterin am Brunnen führte, wo sie ihren Durst zu stillen suchte.“ Ihm geht es darum zu zeigen, dass alle, die getauft sind, alle, die in Kontakt mit Jesus Christus sind, aufgerufen sind, das Evangelium, die Frohe Botschaft zu verkünden - ohne „viel Vorbereitungszeit, um sich aufzumachen und sie zu verkündigen“... „Jeder Christ ist in dem Maß Missionar, in dem er der Liebe Gottes in Jesus Christus begegnet ist.“ (Abschnitte 72 und 120)
Ich wünsche uns allen für das Neue Jahr, dass wir diese Ermutigung, unser Getauft-Sein und unsere ganz persönliche Gotteserfahrung in die Welt hinein zu leben, ernst nehmen und verwirklichen. Ich wünsche uns allen, das Selbst-Bewusstsein, dass wir als Getaufte Botschafter und Botschafterinnen des Reiches Gottes sind und dass wir allen, die uns diese Kompetenzen streitig machen wollen sagen können: wir SIND Kirche, Volk Gottes auf dem Weg.
Zuletzt geändert am 14.01.2014