| |
Veröffentlicht am 25­.04.2014

25.4.2014 - KNA

Heiligsprechung der zwei Päpste auch innerkirchlich umstritten

Köln (KNA) Die am Sonntag anstehende Heiligsprechung der beiden Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. sorgt auch innerhalb der katholischen Kirche für Diskussionen. Während das internationale katholische Missionswerk Missio am Freitag die große Bedeutung der beiden Kirchenoberhäupter für den Wandel der Kirche zur Weltkirche und für die Religionsfreiheit hervorhob, kam deutliche Kritik von Theologen und Reformgruppen. Im ARD-Deutschlandtrend bezeichneten zudem 62 Prozent der Bundesbürger eine Heiligsprechung als nicht mehr zeitgemäß. Knapp 25 Prozent erklärten dagegen, dies sei heutzutage noch angebracht.

Der katholische Religionssoziologe Michael Ebertz kritisierte die Heiligsprechung. "Wenn die Päpste anfangen, einander durch die Bank heiligzusprechen, dann ist das die nochmalige Steigerung einer Selbstsakralisierung der Institution Kirche und des Papstkults durch einen Kult um die Person der Päpste", sagte der Freiburger Wissenschaftler dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitag). Eine Institution, deren Spitzenpersonal so um sich selbst kreise, wirke schnell unglaubwürdig.

Papst Franziskus, der am Sonntag seine beiden Vorgänger heiligspricht, sei "auf einen Zug aufgesprungen, der lange vor seinem Amtsantritt Fahrt aufgenommen hat und den er gar nicht mehr zum Halten bringen konnte", so Ebertz weiter. Er bezweifelt aber, dass der amtierende Papst den bisherigen Kurs beibehalte.

Auch die internationale Bewegung "Wir sind Kirche" erklärte, das "gesamte System der Heiligsprechungen ist fragwürdig geworden und bedarf der Demokratisierung". Heiligsprechungen sollten weniger für die Ziele vatikanischer Politik instrumentalisiert werden. "Die Heiligsprechung zweier Päpste verklärt den Absolutheits- und Unfehlbarkeitsanspruch des Papsttums zuungunsten des restlichen Volkes Gottes."

Missio-Präsident Klaus Krämer erklärte dagegen in Aachen, Johannes XXIII. (1958-1963) und Johannes Paul II. (1978-2005) seien "die Päpste, die die katholische Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil und die Dynamik, die von ihm ausging, zu der Weltkirche gemacht haben, wie wir sie heute kennen". So habe das von Johannes XXIII. einberufene Zweite Vatikanische Konzil die Gründung von eigenständigen Ortskirchen in Afrika, Asien und Lateinamerika ermöglicht. "Dass mit dem Konzil die Liturgie in den jeweiligen Landessprachen gefeiert werden konnte, war für die Kirche auf diesen Kontinenten ein entscheidender Schritt, den Glauben besser inkulturieren und ein Selbstbewusstsein als Ortskirche entwickeln zu können". Johannes Paul II. stehe für ein gelebtes Evangelium und interreligiösen Dialog, den er unter anderem durch die drei interreligiösen Weltgebetstreffen für den Frieden 1986, 1993 und 2002 in Assisi vorangebracht habe.

Zuletzt geändert am 26­.04.2014