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Veröffentlicht am 28­.08.2005

28.08.2005 - ML Mona Lisa (ZDF)

Karriere oder Liebe

Die Leitordnung der katholischen Kirche schlägt zu

Die katholische Kirche ist kompromisslos. Wer gegen ihre Grundordnung verstößt, riskiert, ausgestoßen zu werden. Gabriele Schmid bekam das bitter zu spüren. Die promovierte Erziehungswissenschaftlerin hatte 20 Jahre lang einen Traumjob bei der Caritas. Bis ihr dort eine höhere Stelle angeboten wurde. Doch trotz Zusage wurde nichts aus dem Karrieresprung.

Der zuständige Bischof verweigerte die Zustimmung für die neue Stelle, weil Gabriele Schmid mit einem geschiedenen Mann verheiratet ist. Das erfuhr sie durch Dritte, sagt sie. Und das im 21. Jahrhundert. Für die katholische Kirche ist eine Ehe immer noch unauflöslich. Gabriele Schmid und ihr Mann konnten daher nur standesamtlich heiraten. Aber: Ohne kirchliche Trauung kein Job.

Kein Aufstieg ohne Segen

Der Fall Schmid war ein klares "Versagen in persönlicher Lebensführung", so der zuständige Bischof, Dr. Bernd Uhl, Weihbischof in der Erzdiözese Freiburg: "Als ich das erfahren hatte, musste ich einschreiten, weil es ein neues Arbeitsverhältnis bei einem neuen Rechtsträger war. Da sind strengere Bedingungen, da kann sie nicht arbeiten." Klingt absurd, denn Gabriele Schmid wollte ja bei der Caritas bleiben, nur in einer neuen Funktion.

Aber der Weihbischof ließ sich nicht erbarmen. Kein kirchlicher Ehesegen, kein beruflicher Aufstieg. Für sie stellt sich da die Frage: "Kann sich die Kirche in dieser Zeit eine solche Ablehnung erlauben? Ich habe als Caritas-Geschäftsführerin ja kein Weiheamt inne." Im Gegenteil, sie wollte ja nicht predigen, sondern arbeiten, und das bei der Caritas. Das tut sie jetzt übrigens freiberuflich.

Wiederheirat ein Hindernis

Das Arbeitsrecht der Kirche kennt keine Gnade. Und das Problem "Wiederheirat" betrifft unzählige der über 580.000 Kirchen- und Caritasmitarbeiter. Dazu Christian Weisner vom Kirchenvolksbewegung 'Wir sind Kirche': "Das Problem ist signifikant. Die Zahl der Scheidungen steigt und betroffen sind alle, von der Pfarrsekretärin über die Krankenschwester bis zur Theologieprofessorin."

Eine Religionslehrerin, die einen geschiedenen Mann heiraten möchte, darf dann nur noch Ethik-Unterricht geben. Die kirchliche Leitordnung also ein fragwürdiges Regelwerk? Alles andere als zeitgemäß? Die Leistungen qualifizierter und engagierter Mitarbeiter zählen nicht.

Weltfremde Leitordnung?


Weihbischof Uhl meint: "Frau Schmid hat darunter leiden müssen, sie hätte aber nicht darunter leiden müssen. Sie hätte ohne Probleme weiterarbeiten können. Nicht in dieser Position, aber so groß sind die Unterschiede nicht, sie wäre vielleicht eine Stufe höher gruppiert worden." Wie weltfremd, Karriere oder Liebe. Hätte Frau Schmid ihren Mann nicht geheiratet, hätte sie kein Problem mit der Kirche.

Zuletzt geändert am 09­.01.2007