25.10.2014 - Bistum Essen
Generalvikar erhält viel Zuspruch bei „Wir sind Kirche“
Pfeffer erläutert Dialogprozess und Zukunftsbild des Bistums Essen
Viel Zuspruch für den Dialogprozess und das daraus entstandene Zukunftsbild für das Bistum Essen erhält Generalvikar Klaus Pfeffer am Freitagabend bei einer Diskussion mit Mitgliedern der Initiative „Wir sind Kirche“. Zu Beginn ihrer diesjährigen Bundesversammlung in Essen referiert Pfeffer auf Einladung der Delegierten über die jüngsten Entwicklungen im Ruhrbistum und zeigt auf, wie sich die Diözese seit den massiven Umstrukturierungen vor rund zehn Jahren durch umfangreiche Gesprächsprozesse bemüht, zu einer zukunftsfähigen Form von Kirche zu finden. „Wenn wir uns nicht insbesondere auf die Menschen einlassen, die eine große Distanz zu unserer Kirche haben, werden wir es sehr schwer haben, in Zukunft in dieser Gesellschaft noch relevant zu sein“, nennt Pfeffer eine Richtung dieses Veränderungsprozesses.
„Eine unglaublich faszinierende Botschaft“
Oft sei die katholische Kirche auf allen Ebenen viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie auf eher Außenstehende ansprechend und einladend wirke, so Pfeffer. Das Bistumsmagazin „BENE“, das das Bistum Essen als eine Art Mitgliederzeitschrift alle zwei Monate an jeden katholischen Haushalt schickt, sei ein konkreter Versuch, auch mit den Kirchenmitgliedern in Kontakt zu bleiben, die nicht regelmäßig einen Gottesdienst besuchen. „Wir wollen, dass das Christentum in dieser Region präsent bleibt und nicht zu einer Randgruppe oder gar einer Sekte wird. Doch das heißt, dass sich jede und jeder von uns auf Veränderungen einlassen muss“, betont Pfeffer. Es sei ihm „ein Herzensanliegen, dass vom Christentum auch in Zukunft noch die Rede ist – es hat einfach eine unglaublich faszinierende Botschaft“.
Frage nach künftiger Gemeindeleitung
Viele „Wir sind Kirche“-Delegierten loben den Prozess im Bistum Essen und nennen ihn beispielhaft für andere deutsche Diözesen. In der Diskussion im Anschluss an den kurzen Vortrag des Generalvikars drehen sich viele Wortmeldungen um die Frage, wer – auch angesichts sinkender Priesterzahlen – künftig Kirchengemeinden leiten soll. Hier rät Pfeffer den Teilnehmern, nicht auf Grundsatzlösungen der Bischofskonferenz oder aus Rom zu warten, sondern lieber das ehrenamtliche Engagement vor Ort zu stärken. „Vielleicht kann ein Team von Ehrenamtlichen in einer großen Seelsorgeeinheit Verantwortung für das Gemeindeleben in einem bestimmten Bereich übernehmen“, skizziert er eine denkbare Idee. Und er verweist auf den Duisburger Norden, wo Bischof Franz-Josef Overbeck Gläubigen zugestanden hat, die eigentlich zur Schließung vorgesehene St. Barbara-Kirche im Rahmen eines Projekts in Absprache mit der zuständigen Pfarrei in Eigenregie vorerst weiter mit Leben zu füllen. „Wichtig ist, welche Motive hinter einem solchen Engagement stecken“, sagt Pfeffer. Es sei zu wenig, wenn sich der Blick nur auf den eigenen Kirchturm richte, damit alles genau so bleibt, wie es war. Die entscheidende Frage sei doch: „Wie tragen wir dazu bei, dass auch morgen noch in unseren Stadtteilen und Regionen der christliche Glaube die Menschen erreicht? Und was benötigen wir dazu wirklich – mit den Mitteln, die uns noch zur Verfügung stehen?“
Nötigen Streit aushalten
Mit Blick auf die katholische Kirche als Ganzes warnt Pfeffer vor „Grabenkämpfen“ und „Spaltungstendenzen“. Es sei „für uns in der Kirche schwierig, offen miteinander zu streiten und dabei einen respektvollen Umgang zu bewahren“. Dies hänge mit einer weit verbreiteten Harmoniebedürftigkeit zusammen, die es nicht erlaubt, unterschiedliche Auffassungen zuzulassen. Hoffnungsvoll stimmt Pfeffer, dass Papst Franziskus - wie zuletzt bei der Familiensynode - dazu auffordert, offen miteinander um die großen Fragen des Glaubens und der Kirche zu ringen und dabei auch den nötigen Streit auszuhalten – ohne sich gegenseitig auszugrenzen. (tr)
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Zuletzt geändert am 25.10.2014