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Veröffentlicht am 07­.01.2015

Januar 2015 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Weltkirche mal anders!

Jenseits der Kirchenpolitik haben sich die deutschen Bischöfe, die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB), die Katholische Landjugendbewegung und die Kommission Justitia et Pax kritisch zu den Freihandelsabkommen TTIP und CETA mit USA und Kanada geäußert. Punkte an denen sie Anstoß nehmen, sind die Intransparenz der bisherigen Verhandlungen, die Gefahr, dass durch die Ausweitung des Investorenschutzes die politischen Gestaltungsvorgänge in einem Staat massiv eingeschränkt werden, private Schiedsgerichte die anstelle ordentlicher Gerichte entscheiden, die Benachteiligung von Entwicklungs- und Schwellenländern, Verletzung der Arbeitnehmerrechte und des Verbraucherschutzes. Kardinal Marx stellt die Frage, ob diese Abkommen dem Gemeinwohl dienen oder nur der Abschottung der reichen Nationen auf Kosten der Schwächsten der Welt. Die KAB sieht im Transatlantischen Freihandelsabkommen einen unvereinbaren Widerspruch zu einer gerechten, solidarischen Wirtschaftsordung, die die Bedürfnisse der Armen und Ausgeschlossenen, die Rechte der arbeitenden Menschen und die Bewahrung der göttlichen Schöpfung in den Mittelpunkt stellt.

Gut, dass Katholikinnen und Katholiken als Teil einer Weltkirche sich in dieser Sache zu Wort melden. Das ist dringend nötig und sollte nicht nur hier bei uns sondern auch in anderen europäischen Ländern wie auch in USA und Kanada geschehen. Papst Franziskus fordert uns alle auf, dem Evangelium gemäß Verantwortung zu übernehmen für die Schwachen und Schwächsten. „Dieser Kapitalismus tötet“ sagt er und erhebt sein Wort gegen ein Wirtschaftssystem, das den Profit über den Menschen stellt und den Menschen selbst als Konsumgut betrachtet, das benutzt und weggeworfen werden kann.

Zum Neuen Jahr wünsche ich uns allen, dass diese Stimmen Widerhall finden. Aber auch an unserer Kirche selbst möge all dies nicht spurlos vorüber gehen. Ich wünsche uns, dass nicht nur der Splitter im Auge der anderen sondern der Balken, der den eigenen Blick beschränkt, wahrgenommen wird und damit all das, was uns und unsere Kirche hindert, wirklich in die Nachfolge Jesu zu treten. Die Positionierung für die Schwachen in der Gesellschaft muss auch Konsequenzen haben für diejenigen, die innerhalb der Kirche ausgegrenzt und erniedrigt werden und für diejenigen, die in ihrer Gesellschaft Gewalt und Diskriminierung erfahren, weil kirchliche Positionen die Mächtigen dazu ermutigen.

Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche-Bundesteam

Zuletzt geändert am 07­.01.2015