Oktober 1999 - Publik-Forum
Eine Schattensynode in Rom
Mehrere tausend Bischöfe stehen an der Spitze katholischer Diözesen, in Feuerlandwie in Amsterdam, New York oder Sibirien. Sind sie nun die total weisungsgebundenen Filialleiter des Papstes, oder sind sie die Sprecher ihres jeweiligen Kirchenvolkes? Ihre Kommunikationsaufgaben - nach »unten« und nach »oben«, also zur Zentrale in Rom - sind vielfältig. Die Konfliktlasten, unter denen die Bischöfe stöhnen, sind es auch.
Trotz der riesigen Unterschiede im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialen Kontext der Diözesen haben die meisten Bischöfe ein paar Sorgen gemeinsam. Sie sollen eine patente Seelsorge gewährleisten in ihren oft flächengroßen Bistümern. Eine Pastoral, die das menschliche Leben und seine Würde unerschrocken und intelligent verteidigt. Doch sie haben - von Ausnahmegebieten wie Südindien oder der Ostslowakei abgesehen- immer weniger Priester dafür zur Verfügung. Eine große Zahl von Bischöfen wünscht folglich eine Abkoppelung des Zwangszölibats vom Priesteramt. Sie wollen Frauen am Altar und Verheiratete. Nur: Dies gegenüber der römischen Kurienmacht offen zu vertreten, wagt kaum einer.
Und ein Zweites drückt die meisten Bischöfe: Die überholte Ehe-Lehre Roms. Das Verbot, dass wiederverheiratete Geschiedene nicht zum Tisch des Herrn dürfen, muss überwunden werden, so wünschen sich tausende Bischöfe.
Die Schattensynode der Kirchenreformer möchte den Bischöfen helfen, solcherlei Zukunftsfragen effizient aufzugreifen. Beherbergt wird die »Synode des Volkes Gottes 2001« in Rom in der protestantischen Facolta Valdese di Teologia, also bei den Waldensern in der Via Pedro Cossa 42, 15 Minuten Fußweg entfernt vom Vatikan.
Für die weltweite Beteiligung sind zwei Diskussionsforen im Internet eingerichtet worden: sopog@smartgroups.com in Englisch, Französisch und Deutsch; sdpdd@smartgroups.com in Spanisch, Italienisch und Portugiesisch. Leider fehlen alle östlichen Sprachen. Daran wird die »West- Lastigkeit« der Reformbewegung deutlich.
THOMAS SEITERICH-KREUZKAMP
Zuletzt geändert am 22.01.2007