12.12.2015 - Badische Zeitung
Erzbistum Freiburg besitzt 968 Millionen Euro
Das Vermögen des Erzbistums Freiburg beläuft sich demnach auf rund 968 Millionen Euro. Dabei handelt es sich überwiegend um Geldvermögen. Grundstücke und Immobilien werden auf rund 13 Millionen Euro beziffert. Dies geht aus einer Bilanz für das Jahr 2014 hervor, die am Freitagabend der Kirchensteuervertretung vorgelegt wurde. Das Vermögen des Erzbischöflichen Stuhls, der getrennt vom Erzbistum bilanziert wird, beläuft sich den Unterlagen zufolge auf 58,9 Millionen Euro. Ein Teil der Erträge aus den Geldanlagen des Erzbistums fließt in den überwiegend aus Kirchensteuermitteln finanzierten Haushalt. Der Gewinn des Erzbistums belief sich 2014 auf circa 31 Millionen Euro (Kommentar: Wie reicht darf Kirche sein?).
Erzbischof: Vermögen kein Selbstzweck für die Kirche
Das Vermögen sei für die Kirche kein Selbstzweck, sagte Erzbischof Stephan Burger. Um gesellschaftliche Entwicklungen begleiten und auffangen zu können, brauche die Kirche passende Infrastruktur und finanzielle Handlungsfähigkeit. Er sei sich bewusst, dass durch die Offenlegung "manche Irritationen ausgelöst oder Begehrlichkeiten geweckt werden können". Im Gespräch mit der Badischen Zeitung erklärte Diözesanökonom Michael Himmelsbach, dass es für das Erzbistum auch darum gehe, die in Zukunft zu erwartenden Rückgänge der Kirchensteuereinnahmen zu kompensieren. Zwischen 1995 und 2015 ist die Zahl der Katholiken im Erzbistum von 2,2 Millionen auf 1,9 Millionen Gläubige geschrumpft.
Freiburg gehört zu den ersten der 27 deutschen Bistümer, die ihr Vermögen offenlegen. Peter Detemple von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC sagte: "Freiburg ist vorn mit dabei." Allerdings gehe aus den veröffentlichten Zahlen nicht hervor, welche Belastungen auf die Erzdiözese zukämen, beispielsweise für die Altersversorgung der Pfarrer.
"Die Kirchen in Deutschland erhalten auch umfangreiche Staatsgelder und müssen schon von daher transparent mit ihrem Vermögen umgehen." Christian Weisner |
Die Kirchenvolksbewegung Wir sind Kirche begrüßt die Offenlegung kirchlichen Vermögens – auch im Erzbistum Freiburg –, findet aber auch kritische Worte. "Diese Initiative ist längst überfällig", sagte Christian Weisner, Mitglied des Bundesteams: "Die Kirchen in Deutschland erhalten auch umfangreiche Staatsgelder und müssen schon von daher transparent mit ihrem Vermögen umgehen." Auch fehle ein vollständiger Überblick über den Besitz der Kirche in Deutschland. "Teile davon – beispielsweise die Besitztümer der Ordensgemeinschaften – werden nach wie vor nicht öffentlich gemacht", so Weisner. Die Kirchenvolksbewegung fordert zudem mehr Mitspracherechte der Laiengremien bei der Verwendung von Kirchengeldern.
Dass das Erzbistum Freiburg sein Vermögen offenlegt, ist auch dem Finanzskandal um den Bau der Bischofsresidenz in Limburg und der Affäre um Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geschuldet. In der Folge haben deutsche Bistümer eine so genannte Transparenzoffensive gestartet. Die Bilanzsumme des Erzbistums Paderborn beläuft sich auf fast vier Milliarden Euro. Köln verfügt über ein Gesamtvermögen von 3,3 Milliarden Euro.
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Zuletzt geändert am 12.12.2015