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Veröffentlicht am 10­.02.2016

Februar 2016 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Nicht mehr auf Rom warten!

„Papst Franziskus hat uns während der Bischofssynode in Rom aufgezeigt, dass der Weg der Kirche in die Zukunft ein Weg des synodalen Miteinanders sein muss“, so Kardinal Reinhard Marx direkt nach Ende der Bischofssynode im Oktober 2015. Und in der Schlusserklärung des Ad limina-Besuchs der deutschen Bischöfe im letzten November heißt es: Die Bischofssynode habe „Handlungsperspektiven eröffnet und Impulse zum theologischen Weiterdenken gegeben“. An diesen Worten wird das zukünftige Handeln der Bischöfe nicht nur in Deutschland zu messen sein. Die Ausrede, wir würden ja gerne, aber Rom lässt es nicht zu, gilt nicht mehr. Ganz im Gegenteil: Franziskus ruft immer wieder dazu auf, selbst Initiativen zu ergreifen, selbst Verantwortung übernehmen.

Was könnte das in Deutschland sein? Nach dem von den Bischöfen kontrollierten und unverbindlichen Gesprächsprozess in Deutschland, der nur das Kirchenimage aufbessern sollte, ist endlich ein Dialogprozess in Gang zu setzen, der dem synodalen Anspruch auch wirklich gerecht wird. So wie es z.B. vor 40 Jahren auf der „Würzburger Synode“ (deren Ergebnisse der damalige Vatikan allerdings ignorierte) oder der jüngsten Synode im Bistum Trier gelungen ist. Die Bischöfe sollten sich wieder für den „Diakonat der Frau“ einsetzen, der schon Thema auf der „Würzburger Synode“ (1971-75) war. Auf der Synode in Rom hatte Erzbischof Paul-André Durocher angesichts der Tatsache, dass heute fast ein Drittel der Frauen auf der Welt Opfer ehelicher Gewalt sind, den Diakonat der Frau als notwendiges Zeichen gegen die Gewalt gegen Frauen bezeichnet.

Endlich sollten die Bischöfe auch die unsäglichen Auflösungen oder Zusammenlegungen von Pfarreien beenden. Diese rein administrativen Maßnahmen haben wesentlich zum beschleunigt fortschreitenden Verlust der Kirchenbindung beigetragen. Pastorale Strukturen, die nur an der immer kleiner werdenden Zahl von Priestern orientiert sind, offenbaren ein kleruszentriertes Kirchenbild mit dem Alleinstellungsmerkmal Zölibat. Bereits das Zweite Vatikanische Konzil hatte jedoch erklärt, dass Zölibat und priesterlicher Dienst nicht notwendigerweise zusammengehören. Hier sind neue Initiativen der Bischöfe gefragt, gerade weil Papst Franziskus derzeit noch keine gesamtkirchlichen Änderungen vornehmen will.

Die kommende Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe wird eine Nagelprobe sein, besonders auch für die noch weniger reformbereiten Bischöfe. Dort wird es auch eine Begegnung mit Bischof Erwin Kräutler geben, jahrzehntelang Bischof in Brasilien. Die Lektüre seines neuesten Buches „Habt Mut!“ möchte ich den deutschen Bischöfen ausdrücklich empfehlen.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 18­.01.2016