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Veröffentlicht am 09­.02.2017

Februar 2017 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Böswilliger Widerstand

Genau vier Jahre sind es her, dass Papst Benedikt an einem Rosenmontag seinen freiwilligen Amtsverzicht angekündigt und damit das Papstamt von falschen Ansprüchen befreit hat. Die Wahl von Papst Franziskus vom „anderen Ende der Welt“ hat es dann ermöglicht, dass dieser den synodalen Kurs des Zweiten Vatikanischen Konzils endlich auch in Rom umsetzen kann, den Joseph Ratzinger zunächst als Glaubenspräfekt und dann als Papst 31 Jahre lang so vehement bekämpft hat.

Dass dieser Kurswechsel Widerstände erzeugen würde, war vorauszusehen und ist wohl unvermeidlich. Denn schließlich sind viele Kardinäle, Ortsbischöfe sowie Mitarbeiter der römischen Kurie noch in der Zeit und nach den Vorgaben der beiden Vorgängerpäpste ausgewählt und ernannt worden. Aber Papst Franziskus hat aus seiner Zeit in Argentinien Erfahrung im Umgang mit Widerständen. In der Santa-Marta-Morgenmesse am 1. Dezember und beim Weihnachtsempfang 2016 für die römische Kurie spricht er die verschiedenen Formen des Widerstandes an: Den offenen Widerstand aus gutem Willen, der durchaus von Gott kommen kann; den verborgenen Widerstand der leeren Worte von denen, die sich zwar zur Veränderung bereit erklären, aber alles beim Alten belassen; und schließlich den böswilligen Widerstand als wohl gefährlichste Form, der sich hinter rechtfertigenden Worten versteckt und Zuflucht in Traditionen sucht.

Zu diesem böswilligen Widerstand ist sicher die „Anfrage“ der vier ultra-konservativen emeritierten Kardinäle zum nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia zu rechnen, auch wenn Papst Franziskus dies nicht konkret anspricht. Mit Walter Brandmüller und Joachim Meisner sind auch zwei deutsche Kardinäle dabei, die sich Papst Franziskus direkt in den Weg stellen. Und so kann ich mir nicht vorstellen, dass dieser Widerstand ohne Wissen des ehemaligen Papstes und des von ihm noch kurz vor seinem Rücktritt zum Präfekt der Glaubenskongregation ernannten Kardinal Gerhard Ludwig Müller geschehen ist.

Dass diese Opposition, die es in dieser Art seit der Gegenreformation nicht mehr gegeben hat, überhaupt entstehen konnte, ist auch dem verborgenen Widerstand der leeren Worte oder gar Schweigen vieler Bischofskonferenzen – auch der Deutschen Bischofskonferenz! – anzulasten. Denn sie haben noch immer nicht die positiven Spielräume des nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia ausgefüllt und weiterentwickelt. Für die Bischöfe, aber auch für die wissenschaftliche Theologie ist es jetzt allerhöchste Zeit, sich eindeutig zum Reformkurs von Papst Franziskus zu bekennen, der ganz auf der Linie des Zweiten Vatikanischen Konzils liegt.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 23­.01.2017