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Veröffentlicht am 10­.03.2017

März 2017 - Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)

Für eine Kirche, die wirklich Platz macht!

Die Deutsche Bischofskonferenz widmet dem Thema „Zukunft und Lebensweise des priesterlichen und bischöflichen Dienstes“ einen Studienhalbtag bei ihrem Frühjahrstreffen. Das ist für dieses drängende und komplexe Thema nicht gerade viel Zeit, aber immerhin ein Anfang. Wie drängend, wurde auch deutlich auf dem Kongress „Für eine Kirche, die Platz macht“, zu dem 450 Teilnehmende aus fast allen Ordinariaten des deutschsprachigen Raumes kamen. (www.zap-kongress.de) Zwar nur in einem der neun Panels stand die Frage nach der Bedeutung des priesterlichen und bischöflichen Amtes auf der Agenda – und doch war sie in den Diskussionen und Gesprächen allgemein gegenwärtig, wurde immer wieder gestellt. Der Kirchenrechtler Norbert Lüdecke, der es sich auf die Fahnen geschrieben hat, die bischofs- und priesterzentrierte Rechtsstruktur der röm.-kath. Kirche als Konsequenz der dogmatischen Tradition ins Bewusstsein aller Theologie Treibenden zu bringen, hinterfragte in diesem Panel etwaige neue Optionen und Spielräume für Führungskräfte jenseits der Hierarchie. Sein Fazit war die grundsätzlich prekäre Situation der Laien, die, egal wie kompetent, immer von der Zustimmung und dem Wohlwollen der Kleriker abhängig sind: Endstation Sakramentale Struktur.

Wie recht Lüdecke hat, machte der Regensburger Bischof Voderholzer, aus dessen Ordinariat niemand an dem Kongress teilnahm, bei einer Veranstaltung des Diözesankomitees unmissverständlich klar: Das Wesen der Kirche ist unveränderbar, die Strukturen sind gut, so wie sie sind. Gefragt nach seiner Einstellung zur konkreten Verantwortung des gläubigen Volkes – also mitdenken, mitberaten, mitentscheiden, ignorierte er „mitentscheiden“ . In anderen Diözesen mag es, geschuldet einem größeren Druck durch Priestermangel, Diasporasituation und andere soziale und kulturelle Hintergründe, mittlerweile eine größere Kooperationsbereitschaft mit dem Kirchenvolk und den Gremien geben. Und das sind veritable Gründe, Strukturwandel zuzulassen. Aber es ist zu wenig, denn es ist nur ein „Anpassungslernen“.

Für eine Kirche, die wirklich Platz für alle macht, die sich nicht mehr nur auf die eigenen Kirchtürme bezieht, die nicht den Anspruch hat, die Umwelt zu bevormunden, sondern der Umwelt zu begegnen, ist mehr als Anpassung nötig. „Veränderungslernen“ wäre Not-wendig. Die deutschen Bischöfe könnten sich jetzt endlich einmal damit auseinandersetzen. – Das aber gilt auch für Kirchenbürger und -bürgerinnen: Reform geht nur, wenn wir uns Handlungsräume zu eigen machen und uns diese nicht nehmen lassen. Strukturwandel wird es nur geben, wenn wir, das Kirchenvolk, die lähmenden Strukturen der Abhängigkeit nicht mehr akzeptieren.

Zuletzt geändert am 21­.02.2017