November 2017 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)
Mut zum Abschied vom Alten - für den Neuen
Auch wenn ein magisches Sukzessionsverständnis bei der Bischofsweihe abzulehnen ist: Eines ist trotz aller Weitergabelücken in der Nachfolge der Apostel bei den Bischöfen von heute angekommen: Die Ausrede: „Es geht nicht, ich kann nicht“, wie z.B. bei der Speisung der Tausenden. Der neue Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, reiht sich da ein. Auf den Gastbeitrag von Christiane Florin in der Mainzer Allgemeinen Zeitung zum Thema Frauenordination vom 14. Oktober antwortete er seinerseits in einem Gastbeitrag vier Tage später:
Darin greift er die von Florin aufgezeigten Argumente der Kirchenleitung gegen die Frauenordination auf und gibt auch zu, dass man darüber sicher neu nachdenken müsste. Ganz am Ende aber zieht er doch noch mal eine Karte aus dem weiten Ärmel des Bischofsgewandes: „Kann die Kirche heute eine Tradition verändern, die im 2. Jahrhundert abgeschlossen war, ohne an der eigenen Identität zu rühren?“
Kann sie oder kann sie nicht? - Ich glaube, die einzige der vielen Traditionen, die sich die Kirche selbst gegeben hat, deren Aufgabe tatsächlich an der eigenen Identität massiv rütteln würde, ist die Tradition des immerwährenden Wandels. Kirche hat sich von ihrem Beginn an immer verändert, neu erfunden, Altes beiseitegelegt, Neues erprobt, Bewährtes beibehalten. Die Botschaft Jesu lebt davon, dass sie immer wieder neu erzählt und neu interpretiert wird, neu geerntet und zu neuem Wein verarbeitet wird, nicht mehr in Schläuche, sondern heute auch in Flaschen gefüllt wird.
Ich wünsche dem neuen Bischof von Mainz, dass er die Verzagtheit der Apostel überwindet, sich von dem „Es geht nicht, ich kann nicht“ befreit und dass er für seine verantwortungsvolle Aufgabe mutig neue Wege beschreitet. Dies nicht allein, sondern zusammen mit Frauen und Männern, die wie Jesus den Segen über die fünf Brote und zwei Fische sprechen und so den Reichtum der Kirche ans Licht bringen.
Sigrid Grabmeier
Wir sind Kirche Deutschland
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Zuletzt geändert am 22.10.2017