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Veröffentlicht am 26­.10.2017

27.10.2017 - Augsburger Allgemeine

"Der Papst braucht Unterstützung"

Franziskus bekommt Gegenwind. Was "Wir sind Kirche" dagegen tun will und was Christian Weisner über erzkonservative Katholiken denkt. Am Freitag treffen sich die Reformer in Ulm. Von Daniel Wirsching

Herr Weisner, Sie gehören zum Bundesteam der innerkirchlichen Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Wie oft standen Sie kurz davor, aus der katholischen Kirche auszutreten?

Christian Weisner: Nie. Aber viele denken darüber nach oder haben den Schritt leider schon getan.

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„Wir sind Kirche“ kämpft für das Frauenpriestertum oder die Abschaffung des Pflicht-Zölibats. Ist das nicht ein aussichtsloser Kampf?

Weisner: Das glaube ich nicht. Kirchengeschichte ist dynamisch. Dass sich in den vergangenen 2000 Jahren nichts getan hätte, stimmt ja nicht. Den Zölibat zum Beispiel, den gab es mehr als 1000 Jahre lang nicht. Diakoninnen in der frühen Kirche dagegen sehr wohl.

Kritiker entgegnen Ihnen gerne: Werden Sie doch einfach evangelisch! Wäre das eine Option für Sie?

Weisner: Nein. Ich bin in der Diaspora geboren, in Kiel. Da habe ich von Jugend auf Ökumene erlebt. Katholische und evangelische Kirche sind sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil schon näher gekommen. Sie haben vieles voneinander gelernt.

Das Argument lautet: In der evangelischen Kirche gibt es verheiratete Pfarrer, gibt es Pfarrerinnen.

Weisner: Aber Pfarrerinnen gibt es in der evangelischen Kirche in Bayern auch erst seit 1975.

Kurz vor dem Reformationstag am 31. Oktober, dem Höhepunkt dieses Reformationsgedenkjahres, zweifelte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an, dass echter, spürbarer Fortschritt in der Ökumene möglich sei.

Weisner: Das sind theologische Schlachten von gestern. Jetzt, wo sich Martin Luthers Thesenanschlag zum 500. Mal jährt, sollten wir alle besser das Positive herausstellen, das in den vergangenen Jahrzehnten erreicht wurde. Selbst Papst Franziskus spricht von einer „versöhnten Verschiedenheit“. Und an der Kirchenbasis erleben wir die auch schon.

Ist der Papst in Sachen Ökumene weiter als mancher Bischof?

Weisner: Absolut. Es liegt jetzt an den deutschen Bischöfen, was sie aus seinen Vorstößen machen. Wollten sie konfessionsverbindende Ehepaare zur katholischen Kommunion zulassen, würde das in Rom sicher akzeptiert. Wenn aber ein Kardinal Woelki in die Speichen der Geschichte greift und versucht, die Entwicklung zu bremsen, ist das überaus schade so kurz vorm Ende des Reformationsgedenkjahres.

Vertritt Woelki eine Mehrheitsmeinung unter den deutschen Bischöfen?

Weisner: Nein, die einer Minderheit. Und von der dürfen sich die anderen Bischöfe nicht beeindrucken lassen. Aber es ist wie mit den rechtspopulistischen Gruppierungen im politischen Bereich: Auch in der katholischen Kirche gibt es eine laute Minderheit, die eine große Mehrheit vor sich hertreibt.

Immer wieder übt „Wir sind Kirche“ scharfe Kritik. Wird diese gehört – auch von Bischöfen?

Weisner: Wir werden gehört. Auch mancher Bischof lässt durchblicken, dass er uns wahrnimmt und unser Engagement begrüßt. Wenn auch eher insgeheim.

Am Freitag beginnt in Ulm die 40. Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“. Was wurde seit den Anfängen der innerkirchlichen Reformbewegung im Jahr 1995 erreicht?

Weisner: Dass es uns überhaupt noch gibt, zeigt: Der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils der 1960er Jahre, der Wunsch nach Erneuerung, ist noch da. Wir versuchen, den damaligen Reformkurs am Leben zu erhalten. Wir sind ja nicht nur gegen bestimmte Dinge: Wir geben konkrete Impulse für Debatten, wir leisten konkrete Hilfe. Schon zehn Jahre bevor die Bischöfe so etwas einrichteten, hatten wir ein Nottelefon für Betroffene sexualisierter Gewalt durch Priester und Ordensleute.

Für (erz-)konservative Katholiken ist alleine der Name „Wir sind Kirche“ eine Anmaßung. Für wen sprechen Sie eigentlich, zumal „Wir sind Kirche“ im Unterschied zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken kein kirchlich anerkanntes Gremium ist?

Weisner: Der Ausdruck „Wir sind Kirche“ kommt von Papst Pius XII. Seinem Verständnis nach sollten Laien nicht nur den Eindruck haben, zur Kirche zu gehören – sondern den, dass sie Kirche sind. Wir haben natürlich keinen Alleinvertretungsanspruch. „Wir sind Kirche“ ging aus dem 1995 in Österreich gestarteten KirchenVolksBegehren hervor, das im Herbst 1995 in Deutschland fast zwei Millionen Menschen unterschrieben haben. Ihnen geben wir nach wie vor eine Stimme.

Erzkonservativen gilt „Wir sind Kirche“ als rotes Tuch. Wurden Sie bereits oft beschimpft oder gar bedroht?

Weisner: Der Ton ist manchmal schon rau, Erzkonservative sprechen uns Reformern das Katholisch-Sein ab. Ab und zu erhalten wir auch böse Mails und Briefe.

Haben Sie mal jemanden angezeigt?

Weisner: Nein. Wenn ich die Zeit habe, greife ich manchmal zum Telefon. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man oft doch eine Verständigung findet. Bei persönlichen Begegnungen, etwa auf Veranstaltungen, höre ich gelegentlich: Mit Ihnen kann man ja reden, Sie haben ja Argumente!

Sie setzen auf Papst Franziskus, der vielen als Reformpapst gilt. Er soll’s richten?

Weisner: Kirche ist nicht nur der Papst. Papst Franziskus sagt selber, wie wichtig die Ortskirchen und gerade auch die Laien sind. Ich hätte nicht gedacht, dass Franziskus die negative öffentliche Wahrnehmung der katholischen Kirche in so kurzer Zeit derart ins Positive wenden könnte. Unter seinem Vorgänger Benedikt XVI. wirkte sie rigide, dogmatisch, rechthaberisch und ausgrenzend. Viele wandten sich deshalb von ihr ab. Mit Franziskus hat sich das Klima in der Kirche gewandelt. Er will Dinge voranbringen. Er will offene Diskussionen, gemeinsame Entscheidungen.

Und bekommt starken Gegenwind. Sie unterstützen die internationale Unterschriften-Aktion „Pro Pope Francis“. Braucht der Papst eine solche Solidaritäts-Bekundung?

Weisner: Leider ja. Weil Bischöfe noch zu sehr zögern und weil traditionalistische Kräfte auf die Bremse treten. Es ist nötig zu zeigen, dass Franziskus den richtigen Weg, den Weg des Konzils eingeschlagen hat. Die Aktion unterstützen Hunderte bekannte Persönlichkeiten aus aller Welt, darunter emeritierte Bischöfe, der Benediktinerpater Anselm Grün oder der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Franziskus wird im Dezember 81, vielleicht hat er noch fünf Jahre im Amt. Reicht die Zeit, um die Kirche in Ihrem Sinne zu verändern?

Weisner: Die Wende ist bereits da. Wir haben durch Papst Franziskus in der katholischen Kirche die Freiheit, wieder Fragen zu stellen; die Freiheit, zu überlegen: Was braucht es wirklich, um das Evangelium zu den Menschen zu bringen? Mancher hat vielleicht von ihm erwartet, dass geschiedene Wiederverheiratete zur Kommunion gehen dürfen, dass es Priesterinnen geben wird.

Sie wurden enttäuscht.

Weisner: Von den Bischöfen bin ich enttäuscht, dass sie seine Vorstöße nicht aufgreifen. Franziskus prägt das Papstamt eben nicht per Befehl, sondern vor allem als geistlicher Führer und sieht den Vatikan als Koordinierungsstelle. Er gibt den Ortskirchen mehr Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse. Diese müssen jetzt etwas daraus machen.

Was ist „Wir sind Kirche“?

  • Christian Weisner ist Mitglied in dem aus sechs Ehrenamtlichen bestehenden Bundesteam der „KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche“. Der 66-jährige Stadt- und Verkehrsplaner wurde in Kiel geboren; seit zwölf Jahren lebt er in Dachau.
  • 1995 war Weisner Mitinitiator des „KirchenVolksBegehrens“ in Deutschland. Zuvor gab es ein solches in Österreich. Alleine in Deutschland unterschrieben über 1,8 Millionen Menschen, um den „geistlichen Hirten“ ihre Meinung zum Kurs der katholischen Kirche mitzuteilen und mehr Mitbestimmung anzumahnen. Zu den Erstunterzeichnern zählten die Theologen Hans Küng und Eugen Drewermann sowie der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, Erwin Teufel.
  • Unter Berufung auf das Zweite Vatikanische Konzil wurden folgende Ziele und Forderungen formuliert: Aufbau einer geschwisterlichen Kirche; volle Gleichberechtigung der Frauen; freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform; positive Bewertung der Sexualität als wichtiger Teil des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen; Frohbotschaft statt Drohbotschaft. 1996 wurde dann die „Internationale Bewegung Wir sind Kirche“ gegründet, die in mehr als zwanzig Ländern vertreten und mit anderen Reformgruppen vernetzt ist. „Wir sind Kirche“ samt seiner regionalen Gruppen versteht sich als offene Bewegung und kann daher nach eigenen Angaben nicht sagen, wie viele Menschen sich für ihre Ziele engagieren.
  • Bei der inzwischen 40. Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“, die vom 27. bis 29. Oktober (Freitag bis Sonntag) in Ulm stattfindet, wird das Bundesteam neu gewählt. Zudem geht es bei dem Treffen um das kirchliche Gemeindesterben, eine Bilanz des Jahres des Reformationsgedenkens sowie die Solidaritätsaktion für Papst Franziskus.

Herr Weisner, Sie gehören zum Bundesteam der innerkirchlichen Reformbewegung „Wir sind Kirche“. Wie oft standen Sie kurz davor, aus der katholischen Kirche auszutreten?

Christian Weisner: Nie. Aber viele denken darüber nach oder haben den Schritt leider schon getan.

 
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„Wir sind Kirche“ kämpft für das Frauenpriestertum oder die Abschaffung des Pflicht-Zölibats. Ist das nicht ein aussichtsloser Kampf?

Weisner: Das glaube ich nicht. Kirchengeschichte ist dynamisch. Dass sich in den vergangenen 2000 Jahren nichts getan hätte, stimmt ja nicht. Den Zölibat zum Beispiel, den gab es mehr als 1000 Jahre lang nicht. Diakoninnen in der frühen Kirche dagegen sehr wohl.

Kritiker entgegnen Ihnen gerne: Werden Sie doch einfach evangelisch! Wäre das eine Option für Sie?

Weisner: Nein. Ich bin in der Diaspora geboren, in Kiel. Da habe ich von Jugend auf Ökumene erlebt. Katholische und evangelische Kirche sind sich seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil schon näher gekommen. Sie haben vieles voneinander gelernt.

Das Argument lautet: In der evangelischen Kirche gibt es verheiratete Pfarrer, gibt es Pfarrerinnen.

Weisner: Aber Pfarrerinnen gibt es in der evangelischen Kirche in Bayern auch erst seit 1975.

Kurz vor dem Reformationstag am 31. Oktober, dem Höhepunkt dieses Reformationsgedenkjahres, zweifelte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki an, dass echter, spürbarer Fortschritt in der Ökumene möglich sei.

Weisner: Das sind theologische Schlachten von gestern. Jetzt, wo sich Martin Luthers Thesenanschlag zum 500. Mal jährt, sollten wir alle besser das Positive herausstellen, das in den vergangenen Jahrzehnten erreicht wurde. Selbst Papst Franziskus spricht von einer „versöhnten Verschiedenheit“. Und an der Kirchenbasis erleben wir die auch schon.

Ist der Papst in Sachen Ökumene weiter als mancher Bischof?

Weisner: Absolut. Es liegt jetzt an den deutschen Bischöfen, was sie aus seinen Vorstößen machen. Wollten sie konfessionsverbindende Ehepaare zur katholischen Kommunion zulassen, würde das in Rom sicher akzeptiert. Wenn aber ein Kardinal Woelki in die Speichen der Geschichte greift und versucht, die Entwicklung zu bremsen, ist das überaus schade so kurz vorm Ende des Reformationsgedenkjahres.

Vertritt Woelki eine Mehrheitsmeinung unter den deutschen Bischöfen?

Weisner: Nein, die einer Minderheit. Und von der dürfen sich die anderen Bischöfe nicht beeindrucken lassen. Aber es ist wie mit den rechtspopulistischen Gruppierungen im politischen Bereich: Auch in der katholischen Kirche gibt es eine laute Minderheit, die eine große Mehrheit vor sich hertreibt.

Immer wieder übt „Wir sind Kirche“ scharfe Kritik. Wird diese gehört – auch von Bischöfen?

Weisner: Wir werden gehört. Auch mancher Bischof lässt durchblicken, dass er uns wahrnimmt und unser Engagement begrüßt. Wenn auch eher insgeheim.

Am Freitag beginnt in Ulm die 40. Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“. Was wurde seit den Anfängen der innerkirchlichen Reformbewegung im Jahr 1995 erreicht?

Weisner: Dass es uns überhaupt noch gibt, zeigt: Der Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils der 1960er Jahre, der Wunsch nach Erneuerung, ist noch da. Wir versuchen, den damaligen Reformkurs am Leben zu erhalten. Wir sind ja nicht nur gegen bestimmte Dinge: Wir geben konkrete Impulse für Debatten, wir leisten konkrete Hilfe. Schon zehn Jahre bevor die Bischöfe so etwas einrichteten, hatten wir ein Nottelefon für Betroffene sexualisierter Gewalt durch Priester und Ordensleute.

Für (erz-)konservative Katholiken ist alleine der Name „Wir sind Kirche“ eine Anmaßung. Für wen sprechen Sie eigentlich, zumal „Wir sind Kirche“ im Unterschied zum Zentralkomitee der deutschen Katholiken kein kirchlich anerkanntes Gremium ist?

Weisner: Der Ausdruck „Wir sind Kirche“ kommt von Papst Pius XII. Seinem Verständnis nach sollten Laien nicht nur den Eindruck haben, zur Kirche zu gehören – sondern den, dass sie Kirche sind. Wir haben natürlich keinen Alleinvertretungsanspruch. „Wir sind Kirche“ ging aus dem 1995 in Österreich gestarteten KirchenVolksBegehren hervor, das im Herbst 1995 in Deutschland fast zwei Millionen Menschen unterschrieben haben. Ihnen geben wir nach wie vor eine Stimme.

Erzkonservativen gilt „Wir sind Kirche“ als rotes Tuch. Wurden Sie bereits oft beschimpft oder gar bedroht?

Weisner: Der Ton ist manchmal schon rau, Erzkonservative sprechen uns Reformern das Katholisch-Sein ab. Ab und zu erhalten wir auch böse Mails und Briefe.

Haben Sie mal jemanden angezeigt?

Weisner: Nein. Wenn ich die Zeit habe, greife ich manchmal zum Telefon. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man oft doch eine Verständigung findet. Bei persönlichen Begegnungen, etwa auf Veranstaltungen, höre ich gelegentlich: Mit Ihnen kann man ja reden, Sie haben ja Argumente!

Sie setzen auf Papst Franziskus, der vielen als Reformpapst gilt. Er soll’s richten?

Weisner: Kirche ist nicht nur der Papst. Papst Franziskus sagt selber, wie wichtig die Ortskirchen und gerade auch die Laien sind. Ich hätte nicht gedacht, dass Franziskus die negative öffentliche Wahrnehmung der katholischen Kirche in so kurzer Zeit derart ins Positive wenden könnte. Unter seinem Vorgänger Benedikt XVI. wirkte sie rigide, dogmatisch, rechthaberisch und ausgrenzend. Viele wandten sich deshalb von ihr ab. Mit Franziskus hat sich das Klima in der Kirche gewandelt. Er will Dinge voranbringen. Er will offene Diskussionen, gemeinsame Entscheidungen.

Und bekommt starken Gegenwind. Sie unterstützen die internationale Unterschriften-Aktion „Pro Pope Francis“. Braucht der Papst eine solche Solidaritäts-Bekundung?

Weisner: Leider ja. Weil Bischöfe noch zu sehr zögern und weil traditionalistische Kräfte auf die Bremse treten. Es ist nötig zu zeigen, dass Franziskus den richtigen Weg, den Weg des Konzils eingeschlagen hat. Die Aktion unterstützen Hunderte bekannte Persönlichkeiten aus aller Welt, darunter emeritierte Bischöfe, der Benediktinerpater Anselm Grün oder der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

Franziskus wird im Dezember 81, vielleicht hat er noch fünf Jahre im Amt. Reicht die Zeit, um die Kirche in Ihrem Sinne zu verändern?

Weisner: Die Wende ist bereits da. Wir haben durch Papst Franziskus in der katholischen Kirche die Freiheit, wieder Fragen zu stellen; die Freiheit, zu überlegen: Was braucht es wirklich, um das Evangelium zu den Menschen zu bringen? Mancher hat vielleicht von ihm erwartet, dass geschiedene Wiederverheiratete zur Kommunion gehen dürfen, dass es Priesterinnen geben wird.

Sie wurden enttäuscht.

Weisner: Von den Bischöfen bin ich enttäuscht, dass sie seine Vorstöße nicht aufgreifen. Franziskus prägt das Papstamt eben nicht per Befehl, sondern vor allem als geistlicher Führer und sieht den Vatikan als Koordinierungsstelle. Er gibt den Ortskirchen mehr Verantwortung und Entscheidungsbefugnisse. Diese müssen jetzt etwas daraus machen.

Was ist „Wir sind Kirche“?

  • Christian Weisner ist Mitglied in dem aus sechs Ehrenamtlichen bestehenden Bundesteam der „KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche“. Der 66-jährige Stadt- und Verkehrsplaner wurde in Kiel geboren; seit zwölf Jahren lebt er in Dachau.
  • 1995 war Weisner Mitinitiator des „KirchenVolksBegehrens“ in Deutschland. Zuvor gab es ein solches in Österreich. Alleine in Deutschland unterschrieben über 1,8 Millionen Menschen, um den „geistlichen Hirten“ ihre Meinung zum Kurs der katholischen Kirche mitzuteilen und mehr Mitbestimmung anzumahnen. Zu den Erstunterzeichnern zählten die Theologen Hans Küng und Eugen Drewermann sowie der ehemalige Ministerpräsident Baden-Württembergs, Erwin Teufel.
  • Unter Berufung auf das Zweite Vatikanische Konzil wurden folgende Ziele und Forderungen formuliert: Aufbau einer geschwisterlichen Kirche; volle Gleichberechtigung der Frauen; freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform; positive Bewertung der Sexualität als wichtiger Teil des von Gott geschaffenen und bejahten Menschen; Frohbotschaft statt Drohbotschaft. 1996 wurde dann die „Internationale Bewegung Wir sind Kirche“ gegründet, die in mehr als zwanzig Ländern vertreten und mit anderen Reformgruppen vernetzt ist. „Wir sind Kirche“ samt seiner regionalen Gruppen versteht sich als offene Bewegung und kann daher nach eigenen Angaben nicht sagen, wie viele Menschen sich für ihre Ziele engagieren.
  • Bei der inzwischen 40. Bundesversammlung von „Wir sind Kirche“, die vom 27. bis 29. Oktober (Freitag bis Sonntag) in Ulm stattfindet, wird das Bundesteam neu gewählt. Zudem geht es bei dem Treffen um das kirchliche Gemeindesterben, eine Bilanz des Jahres des Reformationsgedenkens sowie die Solidaritätsaktion für Papst Franziskus.
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Zuletzt geändert am 27­.10.2017