10.5.2018 - Kölner Stadt Anzeiger
70.000 Besucher sind beim Katholikentag in Münster dabei
Aktuelle Politik ist Thema
Mit scharfen Angriffen auf die AfD, aber auch auf US-Präsident Donald Trump ist am Mittwoch in Münster der 101. Deutsche Katholikentag eröffnet worden. Unter dem Motto „Suche Frieden“ treffen sich dort bis Sonntag mehr als 70.000 Menschen, davon 50.000 Dauerteilnehmer.
Damit ist dieser Katholikentag der am stärksten besuchte seit fast 30 Jahren.
In der Eröffnungsfeier auf dem Domplatz, an der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnahm, geißelte Thomas Sternberg, der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) als Veranstalter, „fremdenfeindliche und menschenverachtende Botschaften“ der AfD, ohne sie namentlich zu erwähnen. Der Bischof des gastgebenden Bistums Münster, Felix Genn, nannte die „Hetze“ der AfD gegen Menschen mit Behinderungen „zutiefst unchristlich“.
Zuvor hatte Sternberg gleichwohl die Entscheidung verteidigt, erstmal einen AfD-Vertreter auf dem Katholikentag sprechen zu lassen. Der Ausschluss wäre „merkwürdig“ gewesen und hätte ihr ermöglicht, „sich als Märtyrerin zu gerieren“. Genn kritisierte die Aufkündigung des Atom-Abkommens mit Iran durch die USA als irrational. „Präsident Donald Trump setzt seine unberechenbare Außenpolitik fort.“ Vor diesem Hintergrund forderte er eine „erneuerte, starke und nachhaltige Friedensbewegung“ in Deutschland mit den Christen an der Spitze.
In einem vom Botschafter des Vatikans in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, verlesenen Grußwort rief Papst Franziskus alle Menschen, besonders die Christen, zum Einsatz für den Frieden auf. Das beginne schon „ganz einfach und klein“ mit der Sprache. „Wahrheitsliebende Worte aus unserem Mund dienen dem Frieden“, so Franziskus.
Zu den innerkirchlichen Themen, die auf dem Katholikentag mit mehr als 1000 Veranstaltungen breiten Raum einnehmen dürften, gehören der Bischofsstreit über eine Teilnahme von Protestanten an der Kommunion und über die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern in der katholischen Kirche, ein „Dauerbrenner“ des ZdK.
Bundespolitik ist Thema
Darüber hinaus dürfte auch der Beschluss des bayerischen Kabinetts eine Rolle spielen, in allen Amtsgebäuden des Freistaats Kreuze aufzuhängen. Dazu hatte der Bundespräsident, selbst bekennender Protestant, schon im Vorfeld des Katholikentages deutliche Distanz erkennen lassen: „Was uns sonntags in der Kirche fehlt, das wird das Kreuz in den Behörden eigentlich nicht ersetzen können.“
Die Bundespolitik ist in Münster deutlich vertreten.
Am Freitag kommt Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einer Diskussion über internationale Friedensordnungen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) stellt sich der Frage nach der Integration. Bischof Genn nannte die jüngst von Seehofer wiederbelebte Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre“, eine „völlig überflüssige Schein-Debatte“, die „irrationale Vorurteile und Ängste schüren“ könne.
Wie in den Vorjahren ist die katholische Basisbewegung „Wir sind Kirche“ mit einem eigenen Programm vertreten. Dort kommt unter anderem der kirchenkritische Theologe Eugen Drewermann zu Wort, der im offiziellen Programm „nach wie vor unerwünscht“ sei, sagte „Wir sind Kirche“-Sprecher Christian Weisner. Er forderte von den Bischöfen Fortschritte in der Ökumene sowie „endlich einen wirklichen Dialog“ über innerkirchliche Erneuerung.
Der Katholikentag hat laut Veranstalter einen Etat von 9,3 Millionen Euro. Ein Drittel davon steuern der Bund, das Land NRW und Stadt Münster bei. 1,5 Millionen Euro kommen vom Bistum, eine Million von der Bischofskonferenz. 3,6 Millionen Euro stammen aus Einnahmen des ZdK.
Zuletzt geändert am 13.05.2018