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Veröffentlicht am 20­.11.2018

20.11.2018 - RP online

Missbrauchsvorwürfe: Laienbewegung fordert Aufklärung

KEVELAER/HILDESHEIM Die Vorwürfe gegen Bischof Heinrich Maria Janssen sorgen weiter für Diskussionen. Wie berichtet, hatten zwei ehemalige Messdiener unabhängig voneinander Missbrauchsvorwürfe gegen Janssen erhoben, der auch Ehrenbürger der Stadt Kevelaer ist.

Der Fall sorgt für Aufsehen, weil mit ihm erstmals in Deutschland ein katholischer Bischof posthum unter Missbrauchsverdacht steht.

„Es ist auffällig, dass sich in den Jahren nach Bischof Janssen das Leitungspersonal des Bistums aus Menschen rekrutierte, die in einem engen Verhältnis zu ihm standen“, sagte Katsch, Sprecher der Betroffenen-Initiative „Eckiger Tisch“. Es passe in dieses Bild, dass die Verantwortlichen des Bistums später offenbar im Fall des inzwischen suspendierten Priesters und mutmaßlichen Missbrauchstäters Peter R. nicht konsequent genug gehandelt hätten, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).

In der vergangenen Woche waren neue Missbrauchsvorwürfe gegen den 1988 gestorbenen Bischof Janssen bekannt geworden. Ein früherer Messdiener, heute über 70 Jahre alt, hatte sich beim Bistum gemeldet und angegeben, ab 1957 von Janssen und anderen missbraucht worden zu sein. Der Leiter eines Hildesheimer Kinderheims, ein Priester, soll den Jungen damals zu Bischof Janssen gefahren und wieder abgeholt haben.

Die katholische Laienbewegung „Wir sind Kirche“ fordert eine erneute Aufklärung dieser Vorwürfe durch Externe. „Da müssen jetzt Profis ran, das kann die Kirche nicht alleine leisten“, sagte ihr regionaler Sprecher Peter Sutor dem Evangelischen Pressedienst. Er habe jedoch großes Vertrauen, dass der neue Bischof Heiner Wilmer eine gründliche Prüfung veranlassen werde.

Sutor sagte, in früheren Fällen sei der Ermittlungswille des Bistums Hildesheim „sehr dezent“ gewesen. Die Verantwortlichen hätten offenbar die Sorge gehabt, die eigene Organisation zu beschädigen. Mit Blick auf die schwerwiegenden Vorwürfe selbst sagte der Sprecher der Reformkatholiken, er habe in der Missbrauchsdiskussion schon viel Schlimmes gehört: „Da kann ich leider nichts mehr ausschließen.“ In jedem Fall halte er die Aussagen des früheren Messdieners für glaubhaft.

(dpa/epd)

Zuletzt geändert am 20­.11.2018