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Veröffentlicht am 17­.01.2019

17.1.2019 - Münchner Merkur

Fünf vor zölf in der Frauenfrage

Kirchliche Reformgruppen im Münchner Erzbistum machen sich stark für den Diakonat der Frau. Sie rufen alle Ständigen Diakone auf, sich für eine Öffnung ihres Amtes für Frauen einzusetzen. Es gehe schlicht um die Glaubwürdigkeit der Kirche.

VON CLAUDIA MÖLLERS

München - Auch wenn nach langen Schneechaostagen in München endlich die Wintersonne. scheint: Es ist eiskalt um fünf Minuten vor 12 Uhr vor den Toren des Schlosses Fürstenried. Zwei Dutzend Männer und Frauen haben sich vor dem Exerzitienhaus des Erzbistums München und Freising versammelt zu einer Demo. "Wir setzen ein Zeichen für den Diakonat der Frau", sagt Stefan Schori, Diakon im Pfarrverband München-Menzing und Mitglied der Reformgruppe Münchner Kreis. In der Frauenfrage ist es für die Demonstranten ebenfalls fünf Minuten vor Zwölf.

Drinnen tagt die Arbeitsgemeinschaft der Ständigen Diakone Deutschlands. Etwa 80 Männer, die in ihren Diözesen mit der Ausbildung von Diakonen befasst sind. Diese Männer will man als Verbündete gewinnen, um in allen deutschen Diözesen mit Nachdruck für Frauen als Diakone zu werben.

Für Elisabeth Stanggassinger (55), Gemeindereferentin im Pfarrverband München-Westend. ist es höchste Zeit, dass sich in der Frauenfrage etwas tut, "Die Kirche forscht' seit Jahren nach den Zeichen der Zeit und will darauf Antworten geben. Und beim wichtigsten Zeichen, der Gleichberechtigung der Frauen, antwortet sie nicht", ärgert sie sich. Es sei zwar ein erster Schritt, wenn Frauen in kirchlichen Verwaltungsämtern mehr Führungspositionen bekommen. Aber es müsse sich auch die Grundstruktur in der Kirche ändern. "Bis ins 11. Jahrhundert wurden Frauen in der katholischen Kirche zu Diakoninnen geweiht - es gibt weder theologische' noch historische Argumente gegen die Weihe von Frauen zu Diakoninnen", sagt die Laientheologin. "Die Glaubwürdigkeit der Kirche hängt von der Frauenfrage ab", ist sich Stanggassinger sicher.

Diskutiert, gerungen und gestritten wird über diese Frage seit dem II. Vatikanischen Konzil (siehe Kasten). Nach dem Konzil wurde das . Diakonenamt für verheiratete Männer - die sogenannten Ständigen Diakone - geöffnet. Für Frauen indes ist das Weiheamt nach wie vor tabu.

"Dem Amt fehlt die Erfahrung der Hälfte der Menschheit" ist auf einem Plakat zu lesen. Auf einem anderen steht "Was sagt ihr euren' Töchtern, wenn sie euch fragen, warum 'schließt ihr Frauen aus?" Eine Frage, die die Männer, die im Schloss Fürstenried zur Jahrestagung zusammengekommen sind, nicht beantworten können - oder wollen. Zumindest aber lassen sie die Demonstranten nicht vor dem Tor stehen. Stefan Stürmer aus dem Bistum Trier und Thomas Nixdorf aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart stellen sich der Diskussion. Die AG Diakonat will erst die Ergebnisse einet vom Papst eingesetzten Studienkommission abwarten. Alles andere sei Kaffeesatzleserei. Während sich Stürmer nicht festlegen wollte, sagte Nixdorf klar und deutlich: "Ich bin in der privilegierten Position, dass sich mein Bischof Gebhard Fürst deutlich für den Diakonat der Frau ausgesprochen hat." Doch in der Deutschen Bischofskonferenz gibt es da keineswegs einen Konsens..

Im Münchner Erzbistum hatte sich die Vollversammlung der Ständigen Diakone bereits im März 2017 an Kardinal Reinhard Marx mit der Bitte gewandt, sich beim . Papst dafür einzusetzen, dass er Frauen zum Diakonat zulässt. Ähnliche Initiativen erhoffen sich die Reformer aus allen anderen Diözesen. Willi Kuper, hauptberuflicher Ständiger Diakon in München, wünscht sich, dass Kardinal Marx hier voranschreitet. "Er könnte es in seiner Diözese einfach machen." Franziska Müller-Härlin (74) erinnert sich, dass schon ihre Mutter für die Diakonenweihe gekämpft habe. Die Töchter machen, unbeirrt weiter.


 
Der Diakon Das Diakonen-Amt ist eines der ältesten der Kirche. In den ersten Jahrhunderten wirkten sie in der Armen- und Krankenpflege oder als Gehilfen des Bischofs. Die Diakonenweihe ist die erste Durchgangsstufe auf dem Weg zur Priesterweihe, Das Zweite Vatikanische Konzil (1962 - 1965) belebte das Diakonat neu. Seit 1968 können auch verheiratete Männer zu "Ständigen Diakonen" geweiht werden. kna

 

 

Zuletzt geändert am 17­.01.2019