23.1.2019 - Domradio
Rund 75.000 Pilger bei der Auftaktmesse zum Weltjugendtag "Die Protagonisten des Wandels, den die Welt will"
Der Weltjugendtag in Panama ist eröffnet – mit bunten Fahnen und Rufen nach Gerechtigkeit. Indes werfen die Krisen in Mittelamerika bereits einen Schatten auf die Großveranstaltung.
Tropische Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit und ein buntes Fahnenmeer: Mit einem Farbenfestival, aber auch physischen Herausforderungen hat am Dienstagabend (Ortszeit) der katholische Weltjugendtag begonnen. Am Anfang stand eine große Eröffnungsmesse unter freiem Himmel in Panama-Stadt. Erzbischof Jose Domingo Ulloa Mendieta als Gastgeber dankte den Jugendlichen aus aller Welt für ihr Kommen.
"Ihr seid eine neue Kirche, eine Kirche der Hoffnung", rief er den Zehntausenden Gläubigen auf der Uferpromenade zu. Panama empfange sie mit offenen Armen und Herzen, "damit jeder von euch eine Begegnung mit Jesus erlebt".
Drogen- und Menschenhandel bedroht Jugendliche
Der Erzbischof erinnerte an die Perspektivlosigkeit vieler junger Menschen in Lateinamerika. Viele verließen ihre Heimat, um ihre Hoffnungen in anderen Ländern zu verwirklichen. Dabei würden sie von Drogen- und Menschenhandel bedroht. Die Jugendlichen rief er auf, sich nicht indoktrinieren zu lassen und keinem "falschen Glück" zu folgen, das nur in Verzweiflung enden könne. Die Begegnung mit Jesus vermittle dagegen wahres Glück.
Es zeichnet sich ab, dass das Thema Migration bei diesem Weltjugendtag eine große Rolle spielen wird. Am Eröffnungstag trafen Meldungen aus Mexiko ein, nach denen erneut 5.000 mittelamerikanische Migranten von Guatemala aus die Grenze überschritten haben. Die Regierung des neuen mexikanischen Präsidenten Andres Manuel Lopez Obrador hat begonnen, humanitäre Visa auszustellen. Aus Honduras hat sich derweil eine neue Gruppe von 400 Flüchtlingen auf den Weg gemacht.
Jugendliche sollen Kirche verändern
Ulloa appellierte an die Jugendtagspilger, ihre Vision von einer besseren Welt niemals aufzugeben: "Die Kirche vertraut auf euch als Protagonisten der Veränderung." Die Jugendlichen müssten eine Führungsrolle im Kampf für Gerechtigkeit übernehmen und sollten sich dabei an der christlichen Soziallehre orientieren. "Habt den Mut, Heilige zu sein in der heutigen Welt", so der Erzbischof.
Nach offiziellen Schätzungen nahmen rund 75.000 Menschen an dem Gottesdienst im Herzen der Hauptstadt teil. Weiträumige Absperrungen sorgten für ein Verkehrschaos und lange Staus.
Was den Papst in Panama erwartet
Am heutigen Mittwoch wird auch Papst Franziskus in Panama-Stadt landen. Bis Sonntag wird er an den wichtigsten Programmpunkten teilnehmen. Zudem besucht Franziskus ein Jugendgefängnis und eine Einrichtung für Aids-Kranke.
Lokalen Medienberichten soll Franziskus zudem mit einem anderen Krisenherd konfrontiert werden: Pilger aus Nicaragua wollen dem Papst einen Brief übergeben, in dem sie ihn um Unterstützung zur Lösung der schweren innenpolitischen Krise bitten wollen. In dem vorab veröffentlichen Schreiben, das der Zeitung "La Estrella" vorliegt, fordern die Unterzeichner ihre Regierung auf, 740 politische Gefangene freizulassen.
Die katholischen Kirche müsse ihre Stimme gegen die Unterdrückung, Verfolgung und Kriminalisierung des nicaraguanischen Volkes erheben, der umstrittene sandinistische Präsident Daniel Ortega müsse einen nationalen Dialog unter Vermittlung der nicaraguanischen Bischöfe zulassen. Ob Papst Franziskus den Brief persönlich entgegennehmen wird, ist bislang unklar.
Weniger Gäste als erwartet
Zum 34. Weltjugendtag in Panama werden insgesamt rund 100.000 Teilnehmer aus mehr als 150 Ländern erwartet, deutlich weniger als zunächst angemeldet. Die Organisatoren führen dies insbesondere auf die durch Bandenkriminalität angespannte Sicherheitslage in Mittelamerika zurück. Aus Deutschland sind 2.300 Pilger, begleitet von zehn Bischöfen, nach Panama gereist.
Unterdessen forderte die deutsche Laienbewegung "Wir sind Kirche", auch die katholische Sexuallehre und das Thema sexualisierte Gewalt innerhalb der Kirche bei dem Treffen zu berücksichtigen. "Dieses Thema ist in vielen Ländern immer noch tabuisiert", hieß es in einer Erklärung. Dabei komme es nicht nur auf den Papst an, sondern auf jeden einzelnen Bischof.
Zuletzt geändert am 23.01.2019