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Veröffentlicht am 01­.04.2019

April 2019 – „Kirche In“ (Kolumne „Unzensiert“)

Endlich wagen statt vage bleiben

Letzter Ausweg: Dialog

„Dialog für Österreich“, das war die Antwort der österreichischen Bischöfe auf das KirchenVolksBegehren im Jahr 1995 nach dem Skandal um Kardinal Groër. Die Delegiertenversammlung in Salzburg, an der ich zum Auftakt im Oktober 1998 teilnehmen konnte, ist mir noch in lebendiger Erinnerung. Alle Themen kamen auf den Tisch. Doch sehr bald ist dieser „Dialog“ seitens der Bischöfe wieder beendet worden. Ähnlich erging es dem 2011 bis 2015 von den deutschen Bischöfen durchgeführten „Dialogprozess“, der schnell in einen unverbindlichen „Gesprächsprozess“ umgewidmet wurde. Den Anlass, die Aufdeckung der jahrelang vertuschten sexualisierten Gewalt am Berliner Canisius-Kolleg und an vielen anderen Orten, verlor man schnell aus dem Blick.

Nach dem enttäuschenden Missbrauchs-Krisengipfel in Rom haben sich die deutschen Bischöfe auf ihrer Frühjahrsvollversammlung 2019 einstimmig (bei vier Enthaltungen), aber doch noch sehr vage für einen „strukturierten Dialog“ mit dem Kirchenvolk ausgesprochen. Angesichts der erschütternden Ergebnisse der deutschen Missbrauchs-Studie vom Herbst 2018 sowie der galoppierenden Kirchenaustritte scheinen mittlerweile die allermeisten Bischöfe verstanden zu haben, dass es ein „Weiter so“ nicht geben kann. Mit der Aktion #MachtLichtAn hatten dies auch mehrere hundert Gläubigen vor dem Versammlungsort der Bischöfe angemahnt.

Der künftige Dialog soll Sexualmoral, Auswahl des Klerus und Zölibat sowie Ausübung und Missbrauch von Macht betreffen. „Diesen Punkten wollten wir immer ausweichen, auch im Dialogprozess der deutschen Bischöfe, aber es geht nicht“, wird Kardinal Marx, der Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zitiert. Es sei „ein wichtiger Schritt, eine Lehrentwicklung der Kirche für möglich zu halten“. Es gehe darum, einen gewissen Druck und Veränderungswillen sichtbar zu machen, „sonst ändert sich nie etwas“.

Ja, die Zeit drängt. Das Zeitfenster, in dem die Kirche ihre Glaubwürdigkeit wiedererlangen kann, schließt sich. Wenn nach dem KirchenVolksBegehren 1995 in Österreich die Reformpunkte von Wir sind Kirche auch von der Kirchenleitung ernstgenommen und angegangen worden wären, wäre zumindest in den vergangenen 24 Jahren vielen Betroffenen großes Leid erspart worden.

Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
www.wir-sind-kirche.de

Zuletzt geändert am 09­.04.2019