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Veröffentlicht am 20­.05.2019

20.5.2019 - european-news-agency.de

Verschärfung des Protests: Kirchenaustritte angekündigt

Verantwortlicher Autor: Jochen Raffelberg

München/Innsbruck [ENA] Eine internationale katholische Reformbewegung hat Gläubige und ihre Organisationen aufgerufen, über die Aktion Maria 2.0 hinaus die “drängenden Reformanliegen in aller Deutlichkeit und phantasievoll zu Gehör” zu bringen und den gerade beendeten Kirchenstreik als “vorletztes Mittel vor dem Kirchenaustritt” bezeichnet. Die Bischöfe sollten ihre “Grabenkämpfe” einstellen und stattdessen Reformen im Vatikan vertreten.

Laut Medienberichten gab es erste Austrittsankündigungen aus dem Katholischen Deutschen Frauenbund und der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands. In ihrer gemeinsamen Pressemitteilung erklären die deutsche und die österreichische Protestbewegung Wir sind Kirche, die einwöchige Frauenaktion habe über Deutschland hinaus eine überaus breite und positive Resonanz gefunden. Auf ein geteiltes Echo stiess die Aktion bei den Bischöfen. Während der Vorsitzende der Frauenkommission der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann aus Trier, den Streik als “kontraproduktiv” kritisierte, fand Bischof Franz-Josef Bode aus Osnabrück “die Aktion gut, um ein Zeichen zu setzen für mehr Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche.“

Hamburgs Erzbischof Stefan Hesse äusserte Verständnis und warb für eine Beteiligung an dem von der Bischofskonferenz vorgeschlagenen synodalen Weg. Wir sind Kirche dankte den Initiatorinnen der Münsteraner Gemeinde Heilig Kreuz für ihre “neue Aktionsform des Streiks als vorletztes Mittel vor dem Kirchenaustritt”, um endlich Bewegung in die Frauenfrage zu bringen. Es reiche nicht aus, dass manche Bischöfe auf den “vage umschriebenen synodalen Weg” verwiesen, der aber bezüglich der Beteiligung, des genauen Themenkatalogs und vor allem der Verbindlichkeit der Ergebnisse völlig undurchsichtig sei.

Laut Wir sind Kirche darf der Weckruf der Frauen nicht ignoriert werden. Die Organisationen in Deutschland und Österreich riefen deshalb dazu auf, dass Katholikinnen, Katholiken und katholische Organisationen über die Aktion Maria 2.0 hinaus die drängenden Reformanliegen “in aller Deutlichkeit und phantasievoll zu Gehör” bringen sollten. Die Bischöfe wurden aufgefordert, ihre “Grabenkämpfe innerhalb der Bischofskonferenzen” endlich zu beenden und die dringenden Reformanliegen gemeinsam in Rom zu vertreten. Die Lösung der Frauenfrage verlangt darüber hinaus eine Revision des von Papst Pius IX. durchgepeitschten Unfehlbarkeitsdogmas und damit eine tiefer gehende Änderung des Selbstverständnisses der Kirche und ihrer Ämtertheologie.

Das Echo auch in den Medien zeigt laut Wir sind Kirche, wie drängend die Anliegen seien, die streikende Frauen und solidarische Männer in der vergangenen Woche in mehr als tausend Gruppen und Gemeinden unübersehbar zum Thema gemacht hätten. Die bisherige theologische Argumentation, Gebete, Aufrufe und Mahnwachen hätten zwar einen Bewusstseinswandel im Kirchenvolk, aber noch keine wesentliche Änderung in der Struktur der römisch-katholischen Kirche gebracht. Diese schliesse in unbiblischer Weise immer noch Frauen von allen Weiheämtern aus. Die sexualisierte Gewalt von Klerikern gegenüber Kindern, Jugendlichen, Seminaristen, Frauen und Ordensfrauen habe die Notwendigkeit der Erneuerung der katholischen Kirche für alle Welt sichtbar gemacht.

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Zuletzt geändert am 20­.05.2019