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Veröffentlicht am 22­.07.2019

22.7.2019 - KirchenZeitung (Hildesheim)

Starker Anstieg von Austritten

Kirchen-Statistik für das Jahr 2018

Die katholische Kirche in Deutschland hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Mitglieder verloren: Die Austrittszahlen stiegen um 29 Prozent.

Die beiden großen Kirchen haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Kirchenaustritte verzeichnet als 2017. Auch der demografische Wandel trug dazu bei, dass die Zahl der Kirchenmitglieder in Deutschland um 700.000 auf 44,14 Millionen gesunken ist. Damit gehörten 53,2 Prozent der Gesamtbevölkerung den beiden Kirchen an. Insgesamt sind rund 23 Millionen Bundesbürger Mitglied der katholischen und 21,14 Millionen Mitglied der evangelischen Kirche. Das geht aus den von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlichten Daten hervor.

Bei den Kirchenaustritten lagen die evangelischen Landeskirchen mit 220.000 weiterhin höher als die katholische Kirche mit 216.078. Allerdings müssen die Katholiken mit einem Plus von 29 Prozent eine stärkere Zunahme der Austrittszahlen hinnehmen als die EKD mit 11,6 Prozent. Für die Katholiken ist es die zweithöchste Zahl an Austritten seit dem Mauerfall. Beide Kirchen verlieren darüber hinaus Mitglieder durch den demografischen Wandel. Die Zahl der Taufen, Neueintritte und Wiedereintritte liegt deutlich unter der Zahl der kirchlichen Bestattungen.


"Besorgniserregende" Statistik

Für die katholische Kirche sprach der Sekretär der Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, von einer "besorgniserregenden" Statistik. Er betonte die Bereitschaft zur Suche nach neuen Wegen: Initiativen wie "Maria 2.0" zeigten, dass die Menschen Veränderungen wollten. Der jetzt eingeleitete synodale Weg wolle das aufgreifen.

Der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, betonte, da die Menschen heute frei über ihre Kirchenmitgliedschaft entscheiden könnten, müsse die Kirche deutlicher machen, warum "die christliche Botschaft eine so starke Lebensgrundlage ist".

Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Stefan Vesper, erklärte, die Zahlen müssten Ansporn sein, beim eingeschlagenen Reformprozess mutig und entschlossen voranzugehen. Die Initiative "Wir sind Kirche" erklärte, die Bischöfe müssten umsteuern. Auch die sinkende Teilnahme an Gottesdiensten belege, dass der Vertrauensverlust groß sei und die Umstrukturierung der Gemeinden zu einem Verlust von Beheimatung beitrage.

Die Erfurter Theologieprofessorin Julia Knop warf der Bischofskonferenz Beschönigung vor. Die sprunghaft gestiegene Zahl der Austritte sei ein "unzweifelhaftes Indiz für ein Katastrophenjahr", sagte sie dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Beteuerungen der Bischöfe, sich um neue Glaubwürdigkeit zu bemühen, schlügen nicht durch.

Der Religionssoziologe Detlef Pollack riet, neben Kritik auch positive Aspekte in die Debatte zu bringen. "Ich denke, dass die Menschen in der Kirche anfangen müssen, über die Kirche gut zu reden. Wenn die ganze Zeit nur Kritik geübt wird, dann hat das eine verheerende Wirkung auf das Image", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Das bedeute aber nicht, dass Kritik wie etwa die Frauen-Protestaktion Maria 2.0 kontraproduktiv seien, betonte er. Das dürfe jedoch nicht alles sein. "Es sollten sich auch die zu Wort melden, die brav jede Woche zur Messe gehen und darunter leiden, dass die Kirche so ein schlechtes Image hat."

kna

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Zuletzt geändert am 22­.07.2019