31.12.2019 - Neue Osnabrücker Zeitung
zum Artikel „Missbrauchsfall im Bistum Osnabrück“
Leserbrief zum Artikel „Missbrauchsfall im Bistum Osnabrück“ ; NOZ, 17.12. 2018
Der Fall Hermann H. zeigt einmal mehr, wie eine „klerikale Männergesellschaft“ ihre eigenen Leute geschützt hat. Die „Mitbrüder“ wurden einfach in andere Gemeinden versetzt und konnten dort „weiterwirken“. Was für eine perfide Vorgehensweise angesichts der weiteren jugendlichen Opfer, die man einfach in Kauf genommen hat!
Daraus folgt: Der hohe moralische Sockel, auf dem Priester durch ihren hervorgehobenen Klerikerstand standen und stehen, ist inzwischen stark beschädigt, um nicht zu sagen in sich zusammengebrochen. Wir müssen uns davon verabschieden, dass die Kirche sich als rein und makellos versteht. Es gebe auch „Strukturen des Bösen“ in der Kirche als Gemeinschaft – so der Hildesheimer Bischof Wilmer.
Den Priestern wird künftig nicht nur Verehrung begegnen sondern auch Misstrauen und genaue Beobachtung ihres „seelsorgerlichen Tuns“! Eigentlich schade, dass Zeltlager, Messdiener- und Jugendfreizeiten künftig darunter leiden werden!
Ein weiterer Aspekt dieses Themas: Einen ganzen Berufsstand zum Zölibat zu zwingen, ist eigentlich nicht mehr zu vermitteln. Unsere menschliche Natur hat diese wunderbare gottgegebene Sexualität geschenkt bekommen, eine großartige Gabe, die unser Leben reicher und schöner macht. Der Zwang zum Verzicht ist unangemessen, der Zölibat muss - wenn überhaupt - freiwillig gewählt werden.
Und wer homosexuelle Neigungen hat, auch er sei im kirchlichen Dienst willkommen! Unsere Kirche muss endlich die Erkenntnisse der Humanwissenschaften zur Kenntnis nehmen. Die Aussagen des Alten Testamentes und die des Paulus zu diesem Thema sind längst überholt! Wer also ein homosexueller Priester ist, der soll seine Sexualität leben – aber bitte mit erwachsenen Männern und nicht mit Kindern!
Last but not least: Ich kenne großartige Priester, die ihr Amt mit Hingabe, Leidenschaft und Charisma ausüben! Die möchte ich nicht missen! Aber einiges in unserer Kirche muss einfach hinterfragt werden.
Rudolf Engelbrecht, Bad Iburg
Zuletzt geändert am 06.08.2019