3.12.2019 - KNA
Trauer um den Theologen Johann Baptist Metz
Münster (KNA) Johann Baptist Metz, weltweit anerkannter Theologe und Begründer der "Neuen Politischen Theologie", ist am Montag im Alter von 91 Jahren in Münster gestorben. Das bestätigte am Dienstag die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster auf Anfrage.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) würdigte Metz als "einen Theologen von Weltrang, eine starke Stimme für den christlich-jüdischen Dialog und einen herausragenden Vordenker". Metz habe sich sein Leben lang mit der Frage befasst, warum Gott das unfassbare Leid an Millionen von Menschen nicht verhinderte. Zugleich habe er die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) und die politische Theologie für die Armen und Leidenden geprägt.
Münsters Bischof Felix Genn schrieb in einem Kondolenzschreiben an die Fakultät, Metz habe als akademischer Lehrer in der Kirche in Deutschland und weltweit großen Einfluss gehabt. "Wir sind in Münster dankbar und stolz, dass er seine Kompetenz und großen Fähigkeiten den vielen Studierenden an der Universität Münster geschenkt hat."
Die Universität Münster und deren Katholische Fakultät erklärten, Metz habe mehrere Studenten-Generationen geprägt. Die von ihm begründete "Neue Politische Theologie" verstehe sich ausdrücklich als eine Gottesrede nach dem Holocaust im Zweiten Weltkrieg. Die Organisation "Wir sind Kirche" betonte, Metz habe die Empfindsamkeit für das Leid des anderen als wesentliches Merkmal des Christentums verstanden.
"Betrübt" über den Tod seines Münsteraner Kollegen zeigte sich der Tübinger Theologe Hans Küng (91). Trotz Unterschiede in der Theologie habe sie die Orientierung an Jesus Christus als Leitfigur für Menschenfreundlichkeit geeint.
Der Philosoph Jürgen Habermas (90) nannte Metz einen "sensiblen Gesprächspartner". Er sei aus seiner Generation "vielleicht der Theologe, der sich am leidenschaftlichsten an der für ihn existenziellen Frage abgearbeitet hat, in welcher Sprache nach dem Holocaust überhaupt noch von Gott geredet werden" könne.
Der 1928 in Auerbach in der Oberpfalz geborene Metz promovierte nach Studien in Bamberg, Innsbruck und München in Philosophie und Theologie und empfing 1954 die Priesterweihe. Von 1963 bis 1993 lehrte er in Münster Fundamentaltheologie. Er beeinflusste die lateinamerikanische Befreiungstheologie
und wurde wiederum von dieser mitgeprägt. Als Berater bestimmte er maßgeblich die Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland von 1971 bis 1975 in Würzburg mit.
Metz warnte immer wieder vor einer Verbürgerlichung des Christentums und einer "Vergleichgültigung" der Gesellschaft. Inspiriert wurde der vielfach ausgezeichnete Theologe auch von der sogenannten Frankfurter Schule um die Philosophen Theodor W. Adorno, Max Horkheimer sowie Jürgen Habermas, mit dem er befreundet war. Die von Metz begründete "Neue Politische Theologie" stieß bei Joseph Ratzinger, dem inzwischen emeritierten Papst Benedikt XVI., auf große Skepsis. Als Erzbischof von München verwehrte Ratzinger 1979 Metz einen Ruf an die dortige Universität.
Zuletzt geändert am 03.12.2019