3.3.2020 - Hofheimer Zeitung
"Wir sind Kirche"
Oasen-Tage - Bundesteamsitzung im Exerzitienhaus
von unserem Mitarbeit Peter Kolar
Vom 6. bis 8. März finden im Hofheimer Exerzitienhaus die Oasen-Tage der KirchenVolksbewegung „Wir sind Kirche statt(die Hofheimer Zeitung berichtete). Es sollen dies Tage der Besinnung, Stärkung und Ermutigung sein, offen für alle Kirchenreform Engagierten. Bereits am vergangenen Wochenende trafen sich sechs Damen und Herren der Bewegung zur Bundesteamsitzung im Exerzitienhaus.
„Im Moment passiert so unheimlich viel in der katholischen Kirche“, erklärt Christian Weisner aus Dachau. Weitere Mitglieder des am 19. Oktober 2019 im Kloster Neustadt an der Weinstraße gewählten Bundesteams sind Sigrid Grabmeier aus Deggendorf, Susanne Ludewig aus Kassel, Magnus Lux aus Schonungen, Heinrich Mix aus Hannover und Günther Doliwa aus Dachau. Hier wird deutlich, warum die Bewegung das Hofheimer Exerzitienhaus zu ihren Treffen und Veranstaltungen gerne nutzt. Außer der tollen Atmosphäre liegt es mitten in Deutschland.
Auf konkreten Wegen
Grundlage der KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ ist das Zweite Vatikanische Konzil(1962-1965) und das KirchenVolksbegehren 1995, das von ca. 2,5 Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum unterzeichnet wurde. Sie setzen sich für Ökumene ein und folgende fünf Zielpunkte: 1. Aufbau einer geschwisterlichen Kirche, 2. Volle Gleichberechtigung der Frauen, 3. Freiwilligkeit des Zölibats, 4. Positive Bewertung der Sexualität und 5. Frohbotschaft statt Drohbotschaft.
Günther Doliwa ist nicht nur Theologe und Religionslehrer, sondern auch ein bekannter Liedermacher und Autor. Ausgiebig hat er das Papstschreiben zum synodalen Weg in Deutschland ausgewertet. „Papst Franziskus schreibt über ökologische, kulturelle, soziale und kirchliche Visionen“, so Doliwa, „wobei das Letztere am Schwächsten ausgefallen ist.“ Hier sei er quasi dogmatisch völlig festgefahren. Dabei möchte Franziskus eigentlich keine funktionale Auffassung von Kirche haben. Aber das Kirchenvolk und der Klerus hätten sich immer weiter entfremdet. Der Klerus würde mehr vom „Recht“ der Kirche her denken als von ihrem „Geist“. Dabei ginge die Sensibilität mit den Gläubigen verloren. „Hier kann man getrost von einem klerikalen Zynismus sprechen“, so Doliwa. Was im Glauben als Liebesbrief beginne, endete so in Missvergnügen. Dennoch ruft die KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche „ auf, auf konkreten Wegen weiterzugehen, um mit der Frühlingskraft des Geistes diesen klerikalen Zynismus zu überwinden.
„Es gibt keine Rechtfertigung für eine hierarchische Machtausübung in der Kirche“, erklärt Doliwa. Jetzt sei spirituelles Aufladen und Auftanken angesagt. Die Oasen-Tage im März im Hofheimer Exerzitienhaus, zu denen sich schon über 40 Menschen bundesweit angemeldet hätten, sei dafür die richtige Plattform.
Im Moment überwiege in der kirchenpolitischen Situation Frust und Enttäuschung. Eine wahre Mutmacherin sei hier Claudia Mönius. Sie habe ihren Missbrauch in der Kirche öffentlich gemacht, bleibe ihrem christlichen Glauben dennoch treu und arbeite nun therapeutisch. Heute lebe sie ihre Christusbeziehung losgelöst von konfessionellen Grenzen und unabhängig von kirchlichen Macht- und Missbrauchsstrukturen.
Info:
KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche
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Zuletzt geändert am 03.03.2020