7.4.2020 - kathpress.at
Vor 25 Jahren wurde das "Kirchenvolks-Begehren" gestartet
"Aufbau einer geschwisterlichen Kirche jenseits von Klerikalismus und Machtstrukturen" lautete die erste von fünf Forderungen, die das anfängliche Initiatoren-Trio Thomas Plankensteiner, Bernadette Wagnleithner und Martha Heizer am Karfreitag 1995 veröffentlichen. Weitere betrafen den Zugang von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern, die freie Entscheidung der Lebensform auch für Priester, eine "menschenfreundliche Sexualmoral" sowie der Slogan "Frohbotschaft statt Drohbotschaft".
Auch international breites Echo
Das Echo auf diese Anliegen sei unter dem Eindruck der "von der Kirchenleitung lange geleugneten" Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen Wiener Erzbischof und Vorsitzenden der Bischofskonferenz Groer enorm gewesen, bilanzierte Heizer: Innerhalb von nur drei Wochen und ohne auf Computer oder Handys zurückgreifen zu können, hätten allein in Österreich mehr als eine halbe Million Menschen die Forderungen des "Kirchenvolks-Begehrens" unterschrieben. Zwei Millionen hätten dies in weiterer Folge in Deutschland getan; weltweit seien ca. drei Millionen Unterstützende zu verzeichnen gewesen. "Wir sind Kirche" bzw. "We are Church International" habe sich in mehr als 20 Ländern und auf allen Kontinenten vernetzt.
Trotz der "Reformresistenz der römischen Kurie" sind laut der Aussendung positive Entwicklungen in der Kirche zu verzeichnen: Die "Alleinherrschaft des Klerus" zerbröckle, Frauen übernähmen zunehmend auch höhere Ämter und Aufgaben in der Kirche, Priester in Partnerschaften und mit Kindern würden "weitgehend von ihren Gemeinden und manchmal auch von ihren Bischöfen" akzeptiert, verheiratete Seelsorgerinnen und Seelsorger übernähmen Pfarrgemeindeleitungen.
"Wir stehen dem Papst zur Seite"
Und Papst Franziskus habe wertschätzend über die "Lust an der Liebe" geschrieben, die Botschaft von einem strafenden Gott sei weitgehend der eines liebenden gewichen. Martha Heizer versicherte dazu: "Wir stehen dem Papst zur Seite und kämpfen mit ihm gegen den Klerikalismus in unserer Kirche." Diese Loyalität bekundet die "Wir sind Kirche"-Vorsitzende als Exkommunizierte: Im Mai 2014 stellte der damalige Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer die Kirchenstrafe der Exkommunikation, die kirchenrechtlich auf eine Änderung des Verhaltens abzielt ("Beugestrafe"), für Heizer und ihren Ehemann wegen "wiederholter simulierter Messfeiern" fest. Dem vorausgegangen war ein mehrjähriges kirchenrechtliches Verfahren und eine Entscheidung der Vatikanischen Kongregation für die Glaubenslehre.
Als Anliegen, die die Plattform weiterhin verfolgen wolle, nannte Harald Prinz, Sprecher von "Wir sind Kirche - Oberösterreich" u.a., dass "Mitbestimmung und Menschenrechte innerkirchlich auch heute noch viel zu oft Fremdwörter" seien. Der Salzburger Pfarrer und stellvertretende Vorsitzende Gidi Außerhofer hob in der Aussendung die Taufberufung aller Gläubigen hervor, die es zu verwirklichen gelte.
Zuletzt geändert am 07.04.2020