Das Bistum Würzburg zieht sich als Träger aus Bildungseinrichtungen zurück – aus Finanznöten. Seit Jahren sinken die Einnahmen aus der Kirchensteuer. Mit der Pandemie steigen die Verluste noch einmal stark an. Einsparungen sind also nötig. Doch muss das ausgerechnet bei sozialen Aufgaben sein? Immerhin zählen die Kirchen zu den größten Immobilienbesitzern in Deutschland.
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Was das konkret bedeutet, dürften die meisten Gläubigen erst dann erfahren, wenn Beschlüsse bereits feststehen – wie jetzt in Würzburg.
Zum Unwillen von Christian Weisner, Sprecher der katholischen Reformbewegung „Wir sind Kirche“: „Es fehlt hier an Mitbestimmung“, kritisiert er und moniert in diesem Zusammenhang ein „monarchisches System“. Wem, fragt er, gehöre denn das über Jahrhunderte angesammelte Vermögen der Kirche? Und: „Wer entscheidet darüber?“ Dass man sich in Unterfranken für einen Rückzug aus vier Bildungseinrichtungen entschieden hat, kann er ebenfalls nicht nachvollziehen: „Es ist grundverkehrt, an der Bildung zu sparen. Damit spart man an der Zukunft.“ Zwar betonte der Würzburger Bischof Franz Jung, dass der Unterhalt der Häuser nicht gleichbedeutend mit Bildungsarbeit sei – letztere werde man trotz Einschränkungen bei Personal und Immobilien weiterführen. Das lässt Weisner jedoch nicht gelten, zumal von den geplanten Änderungen rund 100 Mitarbeitende des Bistums betroffen sein dürften, deren befristete Arbeitsverträge voraussichtlich nicht verlängert werden. Ähnlich kritisch sieht er den derzeitigen „Gesamtstrategieprozess“ im Erzbistum München und Freising, der vor allem ökonomisch orientiert sei.
Missbrauch und Zölibat: Die Mitglieder schwinden
Dabei gebe durchaus andere Möglichkeiten, um an Geld zu kommen, sagt er und verweist in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen Liegenschaften der Kirchen, die zu den größten privaten Immobilienbesitzern in Deutschland zählen. Wäre es nicht sinnvoller, sich von manchen Wäldern und Weinbergen zu trennen, fragt er – um sich auf Aufgaben konzentrieren zu können, „die für die Menschen wirklich wichtig sind“? Dass es dazu kommt, wagt er jedoch kaum zu hoffen. Schließlich stecke gerade bei den Katholiken das „Vertrauenskonto“ in ihre Kirche tief in den roten Zahlen. Nicht nur wegen etlicher Missbrauchsskandale, sondern auch wegen der zähen Debatten um das Zölibat, die Rolle der Frauen, die Verweigerung der Kommunion für wieder verheiratete Geschiedene und Protestanten, in denen man sich kaum vom Fleck bewegt. „Es scheint, als ob die Kirchenleitung danach strebt, dass sie nicht auch noch mit ihren irdischen Gütern in die Verlustzone kommt“, resümiert Weisner.
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(Brigitte Degelmann)
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