Juni 2022 – Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Hoffnung teilen – in dieser Zeit!
Missbrauchskrise, Klimakatastrophe, Corona-Pandemie, Krieg in der Ukraine und in vielen anderen Ländern, Auflösung von Staaten, ... – die Liste dessen, was zu „Trauer und Angst der Menschen von heute“ führt, ist lang. Wo können wir heute noch „Freude und Hoffnung“ finden, womit vor sechs Jahrzehnten das Konzils-Wort über die Kirche in der Welt von heute begann? Ist die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“, vom Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert und am 7. Dezember 1965 von Papst Paul VI. verkündet, überholt? Am 11. Oktober 2022 gedenken wir der Eröffnung des Reformkonzils vor 60 Jahren.
Die Wissenschaften helfen uns bei der Erkenntnis, wie sehr alles miteinander verbunden ist, wie sehr unsere Lebensbedingungen auf unserer großen und doch wieder so kleinen Erde wechselseitig abhängig sind. Es gibt keine Insel der Seligen, keine Arche Noah der Geretteten. Alle sind wir aufeinander angewiesen, im Guten wie im Schlechten. Allerdings werden die Lebensverhältnisse für die, die schon bislang in Not und Armut leben, rasant noch schlechter.
Schon „Gaudium et spes“ nahm diese Menschen besonders in den Blick, wenn es heißt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger und Jüngerinnen Christi“. In der Umwelt- und Sozial-Enzyklika „Laudato Si‘“ vom Mai 2015 weitet Papst Franziskus „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ auf die Gesamtheit der Schöpfung aus.
Die Herausforderungen für die Menschheit sind riesig. Notwendig sind ein Umdenken unseres vertrauten Weltbildes in vielen Bereichen und ein gemeinsames verändertes Handeln. Dazu braucht es eine große Solidarität, kombiniert mit der Bereitschaft zum produktiven Verzicht. Stellen wir den Polarisierungen, den vielen Ausgrenzungen die gelebte Hoffnung unseres christlichen Glaubens und unser solidarisches Handeln entgegen!
Bei aller notwendigen Verteidigungsbereitschaft: Setzen wir auf die Vision des Propheten Micha „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden fortan nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“ Lassen wir uns nicht die Vision von einer gerechteren und friedvolleren Welt kaputtmachen! Fangen wir heute und gemeinsam an, uns dafür wieder einzusetzen: In dieser Zeit, in unserer Welt, in unseren Kirchen!
Suchen wir Frieden und trotzen wir der Gewalt, die es leider auch in unserer Kirche gibt! Engagieren wir uns gemeinsam gemäß der Botschaft Jesu! Bringen wir im Geist der Ökumene neue Hoffnung in die Kirchen und in die Gesellschaft, um die Herausforderungen unserer heutigen Zeit gemeinsam aktiv anzugehen!
C h r i s t i a n W e i s n e r
Wir sind Kirche Deutschland
weisner@wir-sind-kirche.de
Zuletzt geändert am 18.05.2022