November 2023 – Kirche In (Kolumne „Unzensiert“)
Danke, Wir sind Kirche Österreich!
Ja, es war prophetisch, was Schülerinnen und Schüler vor 28 Jahren in positiver Weise als Antwort auf den Missbrauchsskandal des damaligen Wiener Kardinals Hans Hermann Groër in fünf knappen Punkten für das KirchenVolksBegehren formulierten. Und die sind jetzt auf der Weltsynode in Rom sehr präsent. Ein später, aber großer Erfolg! Weltweit sind die fünf Punkte des KirchenVolksBegehrens zum Reformkanon für eine zukunftsfähige Kirche geworden. Angesichts der nach und nach in aller Welt offenbar werdenden kirchlichen Missbrauchsskandale können diese Reformpunkte endlich zum Eckstein einer neuen Kirchenstruktur werden, die wieder Glaubwürdigkeit verdient.
Doch der Weg dorthin war sehr mühselig. Als vor 20 Jahren die Missbrauchsskandale in den USA aufgedeckt wurden, sprach man bei uns immer noch von Einzelfällen. Die 2003 erfolgte Klassifizierung als „päpstliches Geheimnis“ war eine päpstliche Weisung zur Vertuschung, die bis zum Jahr 2010 andauerte. Diesen klerikalen gordischen Knoten galt es aufzubrechen. Dies ist dann der MHG-Studie, der Missbrauchsstudie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, gelungen, die vor genau fünf Jahren veröffentlicht wurde. Diese Studie hat die Punkte des österreichischen KirchenVolksBegehrens als Risikofaktoren für sexualisierte Gewalt und ihrer Vertuschung erkannt und benannt.
Da war es nur folgerichtig, dass der Synodale Weg in Deutschland, den die deutschen Bischöfe gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken initiierten, diese vier Themen intensiv behandelte: Macht und Gewaltenteilung, Priesterliche Existenz, Frauen in Diensten und Ämtern sowie Sexualität und Partnerschaft. All diese Themen wurden auch im Vorbereitungsprozess der von Papst Franziskus initiierten Weltsynode genannt und werden jetzt an den runden Tischen in der Synodenaula in Rom besprochen. Das gibt Hoffnung.
Der Synodale Weg in Deutschland bleibt eine theologische Pionierleistung trotz aller Widerstände einiger weniger im deutschen Episkopat und trotz mehrfacher Bremsversuche aus dem Vatikan, manchmal leider auch von Papst Franziskus. Dass die von Franziskus eingesetzte Päpstliche Kinderschutzkommission jetzt dazu aufruft, dass der Schutz vor sexuellem Missbrauch Priorität bei der Weltsynode im Vatikan haben soll, zeigt, dass die von der katholischen Kirche in Deutschland getroffene Entscheidung, auf dem Synodalen Weg die Risikofaktoren sexualisierter Gewalt und ihrer Vertuschung anzugehen, richtig war und bleibt. Die Weltsynode muss plausible und tragfähige Antworten finden, um die systemischen Ursachen von Missbrauch und deren Vertuschung zu bekämpfen.
Aber auch der fünfte Punkt des KirchenVolksBegehrens „Frohbotschaft statt Drohbotschaft“ bleibt wichtig, damit vor allem junge Menschen in aller Welt wieder einen Platz in unserer Kirche suchen und finden.
Danke, Österreich, für Euer prophetisches Tun und Euer Durchhalten, das jetzt Wirkung zeigt!
Christian Weisner
Wir sind Kirche Deutschland
Zuletzt geändert am 24.10.2023