8. Oktober 1992
Eugen Drewermann wird die Lehrererlaubnis entzogen
Jesus wurde von der Jungfrau Maria geboren, heißt es in der Bibel. Die katholische Kirche liest daraus: Maria war eine Jungfrau im biologischen Sinne. Auch wenn mancher Pfarrer hinter vorgehaltener Hand und ganz hinten in seiner Sakristei Zweifel daran gelten lassen mag, so ist das doch die herrschende Lehre. Drewermann dagegen sagt: Die Jungfrauengeburt ist ein Mythos. Jesus habe sogar einen leiblichen Vater gehabt. Wörtlich sagte Drewermann dem "Spiegel": "Er wurde gezeugt und geboren wie jeder andere Mensch. Ungewöhnlich war nicht seine Geburt, sondern sein Leben."
Drewermanns Sätze aus dem "Spiegel"-Gespräch vom Dezember 1991 waren dem Paderborner Erzbischof endgültig zuviel. Denn der unbequeme Querdenker ging darin noch weiter. Er kritisierte auch die Deutung von Christi Tod: So wie die katholische Kirche die Auferstehung darstelle, könnte sie - geschähe sie heute - gefilmt und vom Fernsehen live übertragen werden. Eine Leiche könne aber nicht auferstehen, vielmehr sei Jesu' Seele auferstanden, unsichtbar.
Drewermann glaubt allerdings, dass er nicht aus theologischen Gründen bekämpft worden sei, sondern weil er die Macht der katholischen Kirche angezweifelt habe. Alles dürfe man als Priester tun, sagt er. Man dürfe Menschen aus Gotteshäusern vertreiben, theologischen Blödsinn reden, Kinder zeugen. Aber: "Sie dürfen nie versuchen, die Macht der Kirche zu gefährden. Dann geht es an den Priesterkragen." An den ist es Drewermann vor zehn Jahren gegangen.
Drewermann gehört zu den meist gelesenen deutschen Theologen. Auch schon mit seinem Buch „Kleriker - Psychogramm eines Ideals“ (1989) geriet Drewermann in Konflikt mit der Amtskirche. Darin thematisierte der Psychotherapeut die krank machende Wirkung der Kirche auf Priester.
An seinem 65. Geburtstag (20. Juni 2005) ist Eugen Drewermann aus der katholischen Kirche ausgetreten und hatte sich damit "ein „Geschenk der Freiheit“ gemacht.
nach: WDR 2001 und epd
> "Kirchenaustritt von Eugen Drewermann sehr bedauerlich aber verständlich"
Wir sind Kirche Pressemitteilung vom 14.12.2005
Zuletzt geändert am 12.03.2008